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so sie von herr Wilhelm Wernhern, wann es essens zeit, under ir thür standt, darumb angeredt, ob sie nit bei ime welt essen und schmorotzen, verschmur sie das morgenmal, aber gleich darnach legt sie die hendt zusammen, sprechend:

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»Ach! ach!« so ward sie dann geladen. Es legt manichmal herr Wilhelm Wernher mit der gesellschaft an in herr Jörgen Bauren haus, das sie zu der hündern thür welten ins haus geen, damit sie die von Hürnhaim nit sehe oder etwar ursach hetten, sie zu laden. Das beschach dann etwann ein

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vierzehen tagen, oder drei wochen, so het sie dann kein ruhe, biß sie wider ward geladen; dann es beschahe ir nur zu ainer bosshait, deren ir vil begegneten. Sie het ain vettern am cammergericht, ein assessorem, hieß doctor Wilhelm von Newhausen; derselbig wardt manichmal

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angericht, sie anzusprechen, sie sollte sich so narricht nit halten, es wer dem ganzen geschlecht ein verklainerung. Das mogt sie dann nit verguet haben, filzet im auß, was er sie dörft anweisen; sie welte von ime ungemaistert sein, sonder er were ain gröserer narr, dann sie.

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Diß capitel sagt von herr Johannsen Christoffen freiherren zu Zimbern, wo der in seiner jugendt erzogen und hernach zwai domherrencanonicata uf den hochen gestiften zu Straßburg und Cöllen hab erlangt.

Herr Johanns Christof freiherr zu Zimbern ist der eltest

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son gewesen, so herr Johanns Wernher gehapt, nachdem der elter, herr Christof Wernher, gestorben. Diesen son hat er etliche jar, biß er user den kintlichen jaren kommen, uferzogen, gleichwol er mertails zu Mösskirch bei seinem vettern, herr Gottfridt Wernhern, auch gewesen. Man sagt,

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es hab in derselbig uf ain zeit, nachdem er dann ganz ain ernsthaftig man war, umb etliche kintliche sachen gestrafft und darbei undersagt, er solle sich also und der gestalt hinfüro halten. Nit waiß ich, wie es dem jungen herren angenem oder erschossen, er hat unversehenlich in aller

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capitelrede gesagt: »Ach herr vetter, wie sicht ein carfunkelstain?« Das ist hernach lange zeit ein sprüchwort gewesen, so eim ain lere zu dem ainen or eingangen, zum andern wider hinauß, das man gesagt: »Ich main, du begerest auch zu wissen, wie ain carfunkelstain sehe.« Der jung herr, als


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_127.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)