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seiner fantaseien benüegen. Zwai mal hat man ine sehen lachen; als einest von Muckenstur dem stetle, in der marggrafschaft Baden gelegen, ob disch geredt worden, hat er über ain guete weil, als des propositum vergessen, anfahen

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innigclichen lachen, sprechendt: »Ich gedenk noch an die mucken.« Damit hat er widerumb ufgehört und geschwigen, das er in vil zeit hernach nit wider geredt oder gelacht. Er hat ain große liebe zu eim jungen kindt, das in herr Jörgen Pauren haus war, das trueg er oftermals im haus

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darafter. Uf ain zeit, als er besorgte, man wellte im das kindt nemmen, do sprang er mit dem kindt user einer stuben zu eim laden hinauß in hof herab, und geschach niemands nichs. Als nun solicher mangel bei ime zunam, sagt er sein stand uf, thette sich haim. Do het er wenig

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jar gelept. Ist im alles von seinem vil studieren begegnet. Unsere jungen dörfen dieser wuet sich gar nit besorgen, dann sie studieren nit so fleißig.

Diß capitel sagt, wie die ratzen zu Mösskirch vertriben worden, auch von etlichen andern ungewönlichen sachen,
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die sich begeben.

Von alter here und biß in das jar, als man gezellt hat 1538, sein der ratzen sovil in Mösskirch gewesen, das sie mermals in früchten und sonst grosen schaden gethon, auch den leuten vil unruhe und müeh gemacht, derhalben die

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herrschaft und die statt zum oftermal, so das unzifer überhandt genommen, vil verlönen müeßen, das man den armen leuten oder wer das gethon, von iedem gefangnen ratzen ein haller ex publico geben hat. Herr Gottfridt Wernher hat s. Ulrichs ertrichs[1] etlichmal von Augspurg pringen

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lassen, der hoffnung, es solte die ratzen vertriben, wie dann ain gemainer leumat desshalber, aber es wolts nit thuen. Darumb in obbemeltem jar, kurzlichen vor weinechten, kam ain abenteurer geen Mösskirch, war von Brenlingen, der gab sich uß, wover man im ein gepürliche belohnung geben,

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welt er in nechstkomender christnacht allen ratzen zu Mösskirch ußbieten und also vertreiben, das man zu ewigen


  1. s. Ulrichs ertrichs] über s. Ulrich und seine beziehung zu den ratten und mäusen s. Birlinger, Volksthümliches aus Schwaben I, nr. 177 und nr. 634, 4.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_196.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)