Seite:De Zimmerische Chronik 4 083.jpg

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Wie grave Gotfriden Christoffen von Zimbern mit seinem gaist zue Costanz begegnet, auch von andern ungeheuren sachen, die sich hin und wider verloffen.

Es hat sich in dieses graven behausung zu Costanz ein

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gespenst vilmals hören, auch zu zeiten sehen lasen, darab der graf nit wenig beschwerdt getragen. Insonderhait aber ist im das gesündt oftermals erschreckt worden, und hat mit poldern und getümel ein wilde weis gehapt. Wann es sich dann sehen lasen, so ist es ein lange, weise und

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userhalb des haupts ein unmentschliche form gewessen, als die sich eim langen weisen prit oder tuch verglichen. Zue dem der graf in seiner cammer nit gesicher gewesen, hat im unruhe gemacht, sonderlichen aber in einer nacht, als er in seiner [1049] gewonlichen cammer geschlaffen und sonst

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niemands, dann ein diener in einem andern bet auch schlaffendt gehapt, ist der gaist zu seinem bet kommen und hat in geweckt, darab er über die masen übel erschrocken; dann nachdem er ein nachtliecht in der cammer und ganz hell gewesen, hat er den gaist allernegst bei im zum haupten

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ersehen, also das der gaist den kopf an des grafen haupt zu rurs gehapt. Hat ein weiß leinlach, wie die abgestorbnen gemeinlich eingenehet werden, über und angehapt, ein weiß angesicht und grüne, glützende augen, als ob es grüne, helle glesle weren und die brünen. Den mundt hat der graf uf

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und zu gethon und, als ob er lachete, anfahen, gleichwol etwas leins und unverstendlich, zu reden und mit den zenen zu kleppern. Es ist aber der graf, als der ußer dem ersten schlaf erwecket und den gaist so unversehenlichen erblickt, der auch nit gleich weichen wellen, dermasen erschrocken,

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das er dem gaist nit zuhören, sonder im schrecken im bet ufgewüscht und den dener im andern bet angeschrawen. Derselbig aber ist so hart entschlafen gewest oder villeucht hat er nit erwachen künden, das er unverhündert des vil schreiens und rüefens nichs gehört. Der gaist ist von sollichem

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geschrai doch etwas langsam ufgestanden, sich ufgericht und dergleichen gethon, als ob er geschwindt rede, darneben etwas erschröckenlicher geberdet. Wie er aber letstlichen doch weichen mueßt[1], hat er den grafen graß und scheuzlichen angesehen, auch ein grosen seufzen gelasen. Damit


  1. mueßt] hs. mueß.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_083.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)