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mit ertrich und raum ußgefült worden. Wie aber das waser und die nesse nach und nach sich in das ertrich gesetzt, do hat es letstlich die mauren anno 1563 über und für den berg hinauß getruckt; aber in nachgenden jaren hat er

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solche maur vom grundt widerumb ufgefüert.

Von dem Butschen und des alten herren seltzamen weis, auch von etlichen ungeheuren sachen, die sich zue Eberstain, Mösskirch und an mehr orten begeben haben.
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Grave Gotfridt Wernher von Zimbern hat vor jaren ein vogt zu Wildenstain gehapt, war von Guetenstain pürtig, der het auch etlich jar darvor den forst versehen, und hieß Hanns Hugkle. Nach deselbigen absterben überkam er ain andern vogt, ein frommen, erlichen man, hieß Hanns Butsch.

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Der het im auch etliche jar trewlichen und wol gedienet. Nach dem schmalkaldischen krieg aber name er in von Wildenstain hinweg und übergab im das kellerampt im schloß zu Mösskirch. Daran blib er über zwai jar nit, dann der alt herr und diser Butsch kunten sich nimmer mit ainandern

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vergleichen. Der alt herr war wunderbarlich und seltzam, so war der Butsch alt, verdrosen und vergissnig; zu dem wolt der alt herr, daz sich der Butsch wolredens solt befleisen, so het derselbig weder sinn oder muet darzu. Ich hab gesehen, das diser alt man mehrmals uf der

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schloßbrugken mer, dann ein stundt oder zwo, parhaupt hat sten oder geen müesen und mit dem alten herrn hinauf sprachen, in aller kelte, regen oder schnee. Also hat er sich ein guete zeit lang dieser seltzammen weis halben vil erleiden müesen. Kam letstlich dahin, das er sich also kümert und jammert,

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daz er, wie man besorgt, in ain verzweiflung gefallen, darvon im alle red vergieng. Vil haben vermaint, es hab in der gewalt Gottes also getroffen, das er nit mer reden künden. Das mag nun sein, oder nit, ich aber bin allwegen und das user allerlai ursachen der mainung gewesen, das

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er ein demonium mutum bei sich gehapt, welches im die redt also verhalten[1]. Er hat zu zeiten, aber doch gar selten, mit seinem weib geredt und wardt nachgends zu Mösskirch im spital erhalten. Darin ist er über ain viertel jars nit bliben, do ist er gestorben. Hat, wie man sagt, ein hörten,


  1. verhalten] so wohl, hs. halten.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_108.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)