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* [1424] In caput von dem ritter von Frawenburg, der zu Pariss bei dem lewen die kappen holet.

Gar nahe, sagt man, ainem alten rütter, dem[1] Landtschaden von Staineck, ainest zu Haidelberg auch beschehen

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sein. Derselbig ritter hat herr Ulrich Landtschad gehaisen, ist ain fürnemer und ain ritterlicher[2] man gewest, ains wunderstarken leibs, der bei seinen zeiten auch vil mannlicher thaten begangen. Von dem so schreibt man, das er in seinen jungen tagen mit kaiser Fridrichen, dem ander des

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nammens, über mer sy gezogen zum hailigen landt; do hab er ain ungeheuren mann under den Ungleubigen und Haiden erlegt, derhalben der remisch kaiser inne begabt, auch den gekrenten Haidenkopf im uf den helm gegeben zu ewiger oder doch langkwüriger gedechtnus, dann darvor haben die

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Landtschaden uf dem helm zwai hörner gefüert. In seinem guten und gerüebigen alter ist er zu aim curfürsten und pfalzgrave gen Haidelberg an hof komen. Derselbig pfalzgraf hat ain lewen gehapt, der ist ainsmals ußer seiner wonung kommen und aller dings ledig worden. Do soll

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der curfürst inne angeredt haben und begert, er soll den lewen wider in stall treiben. Herr Ulrich het ain große beschwerd ab dem beger, derhalb er sich entschuldiget, mit vermelten, es seie ain unvernünftigs thier, an dem auch kain er seie zu erlangen. Aber der curfürst wolt nit

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nachlassen und spricht, seie dann er, Landtschad, ain so theurer, kecker und starker man, wie man allenthalben von ime sag, so künde er das mit kainen fuegen wol abschlagen. Also do es ie sein hat müeßen, do hat er sein weiß steblin in sein hand genommen und ist ganz verwegenlich zum

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lewen gangen, welcher ab seiner fraidigkait ain entsitzen und vor ime hingeflohen, den nechsten wider in sein lewenhaus sich begeben, dessen sich menigclichen hoch verwundert. Vileucht ist es der will Gottes gewest. Wie bald das beschehen, do hat er vom fürsten ain urlaub genommen,

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mit vermeldung, es sy nit mentschlich, vil weniger fürstlich gehandlet, ain getrewen diener one alle not an solliche greuliche und unvernünftige thier, an denen kain lob oder er zu erlangen, zu wagen und in dodt zu schicken; ist damit darvon zogen und soll hinfüro an den hof weiter nit


  1. dem] hs. des.
  2. ritterlicher] hs. richterlicher.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 312. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_312.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)