Seite:De Zimmerische Chronik 4 322.jpg

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ungenügender untersuchung und ganz besonders wegen unterlassener vergleichung der schriften vielfach unrichtige mittheilungen entstanden sind.

Handschriften.

Die zimmerische chronik ist in zwei handschriften erhalten, A und B, wovon jene auf pergament, diese auf papier geschrieben ist. Beide gehören der fürstlichen bibliothek in Donaueschingen an und sind beschrieben in dem werke des herausgebers: »Die Handschriften der fürstlich-fürstenbergischen Hofbibliothek zu Donaueschingen« (1865), unter nr. 580 und 581. Was zunächst A betrifft, so ist sie keineswegs, wie auf dem umschlage von älterer hand bemerkt ist, das originalconcept, da sie, um dieß zu sein, die schrift des verfassers sein müßte, was sie, wie bei der frage über den verfasser gezeigt wird, nur in gewissem sinne ist, auch concepte im 16ten jahrhunderte sicherlich nicht auf pergament geschrieben wurden. Sie ist vielmehr die erste reinschrift, gefertigt von einer canzleihand um die mitte des 16ten jahrhunderts. Diese reinschrift, so sauber sie auch in der ausführung ist, hat jedoch inhaltlich nicht ganz genügt, sondern wurde von anderer hand einer nochmaligen redaction unterzogen, wodurch der ursprüngliche text vielfache erweiterungen, häufiger noch kürzungen, auch sonstige änderungen erfahren hat. Dieß geschah in der weise, daß der überarbeiter oft größere parthieen, selbst ganze capitel durchstrich, blätter herausriss oder verstümmelte, zahlreiche stellen am rande verbesserte und nicht selten umfangreiche zusätze beifügte, umstellungen von sätzen und capiteln vornahm. Aber nicht bloß der überarbeiter hat mit der scheere in der hand redigiert, sondern auch der unverstand, dem schon so manche kostbare schätze zum opfer gefallen sind, hat zerstörend auf diese handschrift eingewirkt, indem nicht wenige blätter des bandes, so der anfang und der schluß, selbst ganze lagen oder auch blatttheile, man ist versucht zu sagen, muthwilligerweise, zum glück erst nach genommener abschrift in B, ausgerissen und der vernichtung anheimgegeben worden sind. So ist dieser band nur ein großes bruchstück, dessen inhalt bis zum jahre 1504 und im drucke von band I, 11, 9 bis band II, 94, 34 reicht. Die fortsetzung dieser ersten reinschrift auf pergament, welche, falls sie, wie kaum zu zweifeln, vollständig, d. i. bis zu s. 1181 der hs. B, existiert hat, noch zwei gleich starke bände hätte umfassen müßen, ist verloren gegangen und entweder für immer verloren, d. i. vernichtet, oder nach dem schicksale anderer zimmerischer handschriften durch vertheilung unter die verschiedenen erben getrennt und zerstreut worden. Ein anhalt für diese hoffnung hat sich jedoch dem herausgeber auf sein eifriges nachforschen noch nicht ergeben.


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 322. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_322.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)