Seite:Der Fürst (Machiavelli Regis) 044.jpg

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Macht gelegt; welche Gründe zu untersuchen ich nicht für überflüssig halte, indem ich einem neuen Fürsten keine besseren Regeln zu geben wüßte als eben das Beispiel seiner Thaten. Und wenn seine Anstalten ihm nichts halfen, so hatte er nicht die Schuld daran, weil es durch eine äußerste Tücke des seltensten Schicksals verursacht ward. Es hatte Alexander VI., bei dem Bestreben seinen Sohn, den Herzog, groß zu machen, viele, sowohl augenblickliche als künftig drohende Schwierigkeiten. Zuvörderst sah er keinen Weg, ihm einen andern Staat zu verschaffen, als einen der Kirche pflichtigen; und wenn er Kirchen-Gut angreifen wollte, so wußte er, daß der Herzog von Mailand so wenig als die Venetianer hiezu ihre Stimme geben würden, indem Faenza und Rimino schon unter dem Schutze Venedigs standen. Außerdem sahe er, daß die Waffen Italien’s und insonderheit die, welche er hätte brauchen können, sich in den Händen Derer befanden, die des Papstes Größe zu fürchten hatten; und durfte ihnen daher nicht trauen, indem die Orsini und die Colonna nebst ihrem Anhang sie sämmtlich beherrschten. Es war demnach von Wichtigkeit, diese Verhältnisse zu zerrütten, und ein Zerwürfniß unter den Staaten Italien’s hervorzubringen, wenn er sich eines Theiles derselben mit Sicherheit bemeistern wollte. Dieses wurde ihm leicht gemacht; denn er fand die Venetianer schon aus andern Gründen geneigt, die Franzosen von neuem nach Italien zu ziehen: welches er nicht nur nicht verwehrte, sondern sogar erleichterte, durch Trennung der ersten Ehe Ludwigs. Mit Hülfe der Venetianer also und Alexander’s Zustimmung, erschien der König in Italien, und war zu Mailand kaum angelangt, als auch der Papst schon Truppen von ihm zu dem Romanischen Feldzug erhielt, dem man, aus Achtung

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Niccolò Machiavelli: Der Fürst. Stuttgart, Tübingen 1842, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_F%C3%BCrst_(Machiavelli_Regis)_044.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)