Seite:Der Fürst (Machiavelli Regis) 053.jpg

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Tragen und Überwinden der widrigen Dinge, so sieht man nicht ab, warum er geringer als irgend Einer der trefflichsten Feldherrn zu achten seyn sollte. Nichtsdestominder verstatten seine unmenschliche Blutgier und Barbarei und unzähligen Frevel nicht, daß man ihm ein gleiches Lob mit den vortrefflichsten Menschen ertheile. Man kann daher weder dem Glücke noch der Tugend beimessen, was ohne eines von beiden, Diesem zu Theil geworden ist. – In unsrer Zeit, unter Alexanders des Sechsten Regierung, ward Oliverotto von Fermo, der mehrere Jahre lang kaum um ein weniges wachsen wollen, von seinem mütterlichen Oheim Johann Fogliani auferzogen, und schon als Knabe zum Militair unter dem Paul Vitelli gethan, damit er, in solcher Schule gebildet, zu einem der vorzüglichen Posten bei der Armee aufrücken könnte. Späterhin, nach dem Tode Paul’s, that er auch unter dessen Bruder Vitellozzo Dienste, und bald, weil er geschickt und wacker war an Leib und Seele, wurde er der Ersten Einer bei seinen Leuten. Da es ihm aber knechtisch schien, auf Andre zu merken, gedachte er, mit Hülfe einiger Bürger von Fermo, die ihres Vaterlandes Knechtschaft lieber als dessen Freiheit hatten, und durch die Gunst der Vitelli, Fermo zu überrumpeln und schrieb sofort an den Johann Fogliani, wie er, nach einer mehrjährigen Abwesenheit von Hause, ihn und seine Stadt besuchen, auch sich eines Theils nach seinem Erbgut erkundigen wolle. Und weil er sich sonst um nichts anders bemüht als Ehre in der Welt einzulegen, so wolle er, damit seine Mitbürger sähen, wie er die Zeit nicht umsonst verbracht, auch stattlich kommen, und begleitet von hundert Pferden seiner Freunde und Diener; und ersuchte ihn, es möchte ihm beliebig seyn zu verfügen, daß ihn die Fermischen

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Niccolò Machiavelli: Der Fürst. Stuttgart, Tübingen 1842, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_F%C3%BCrst_(Machiavelli_Regis)_053.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)