Seite:Der Fürst (Machiavelli Regis) 065.jpg

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Pontificat ohnmächtig und schwach: und wenn auch einmal ein muthiger Papst, wie Sixtus, aufstand, so konnte ihn doch weder Glück noch Weisheit jemals dieser Beschwerden überheben. Und die Kürze des Lebens war Schuld daran, weil in den zehn Jahren, die ein Papst im Durchschnitt lebte, er mit Noth die eine von den Parteyen dämpfen konnte, und wenn zum Beispiel der Eine die Colonneser vernichtet hatte, so kam ein Anderer, ein Feind der Orsini, der ihnen wieder emporhalf, und es blieb ihm keine Zeit mehr übrig, um die Orsini zu vernichten. So kam es, daß die zeitliche Macht des Papstes in Italien wenig geachtet wurde. Nach Diesen erschien Alexander der Sechste, der vor allen Fürsten der Kirche, so viel ihrer je gewesen sind, bewies, wieviel ein Papst durch Geld und Gewalt vermochte, und der durch sein Werkzeug, den Herzog von Valenza, und mit Gelegenheit des Einfalls der Franzosen, alles das vollführte, wovon ich bei den Thaten des Herzogs oben gehandelt habe. Und, obgleich seine Absicht nicht war, die Kirche, sondern den Herzog groß zu machen, gereichte doch alles was er that, der Kirche zur Vergrößerung, die nach seinem Tod und dem Sturze des Herzogs, seiner Bemühungen Erbinn ward. Darauf kam Papst Julius, und fand die Kirche groß, im Besitze von ganz Romanien, alle die römischen Barone vernichtet, und unter den Streichen Alexanders jene Parteyen erstickt, und fand sogar den Weg zu Geldaufhäufungen eröffnet, dessen man sich bis auf Alexander noch niemals bedient hatte. Bei alle diesem beharrte Julius nicht nur, sondern er mehrte es, und bezweckte, Bologna sich zu gewinnen, Venedig zu unterdrücken, und die Franzosen aus Italien zurückzutreiben. Und diese Unternehmungen gelangen ihm alle, und für ihn um so

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Niccolò Machiavelli: Der Fürst. Stuttgart, Tübingen 1842, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_F%C3%BCrst_(Machiavelli_Regis)_065.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)