Seite:Der Fürst (Machiavelli Regis) 075.jpg

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gedacht, zum Oberhaupt des Heeres gewählt, erkannte schnell, wie unnütz dieses Miethvolk war, weil es, wie bei uns Italiänern, von Condottieri befehligt ward: und da ihm schien, daß er sie weder behalten noch fortlassen dürfe, ließ er sie alle in Stücke hauen, und führte dann den Krieg mit seinen, und nicht mit fremder Leute Waffen. Ich will hier noch an eine Figur aus dem alten Testamente erinnern, die sich zu diesem Zwecke schickt. Als David gegen Saul sich erbot, mit dem Philistäischen Raufer Goliath zu schlagen, legte Saul, um ihm Muth zu machen, ihm seine Rüstung an, die David, sowie er sie an sich hatte, zurückwies und sagte, er könne in ihr sich nicht behaben, und wolle darum den Feind mit seiner Schleuder und seinem Messer treffen. Mit Einem Wort: die fremden Waffen fallen dir entweder vom Leibe, oder sie lasten auf dir, oder sie klemmen dich. Karl der Siebente, König Ludwigs des Eilften Vater, nachdem er durch sein Glück und seine Tugend Frankreich von den Englischen befreit, erkannte diese Nothwendigkeit, mit eignen Waffen sich zu bewehren, und führte in seinem Königreiche den Kriegsfuß der Infanterie und Gensd’armen ein. Der König Ludwig, sein Sohn, sodann hub das Fußvolk auf, und fing an Schweizer in Sold zu nehmen; welcher Irrthum nebst andern, die ihm folgten, wie es sich in der That nun ausweist, Schuld an dieses Reiches Gefahren war: denn die Ehre, die er den Schweizern gab, hat alle seine Soldaten entmuthigt. Da er das Fußvolk ganz aufgelöst und seine Gensd'armen an fremde Truppen gebunden hat, so sind sie nun mit Schweizern zu fechten gewohnt, und glauben nicht ohne Diese mehr siegen zu können. Daher kommt es, daß die Franzosen gegen die Schweizer zu schwach, und gegen Andre, ohne

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Niccolò Machiavelli: Der Fürst. Stuttgart, Tübingen 1842, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_F%C3%BCrst_(Machiavelli_Regis)_075.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)