Seite:Der Fürst (Machiavelli Regis) 076.jpg

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die Schweizer, nicht stark genug sind. Es sind daher die Heere Frankreichs gemischt gewesen, theils Miethlinge, theils eigne; welche Truppen vereinigt, weit besser als blose Miethlinge, oder als blose Hülfssoldaten, weit schlechter aber als eigne sind. Und dieses Beispiel kann genug seyn; denn Frankreich wäre unüberwindlich, wenn man die Einrichtungen Karl’s erweitert hätte, oder bestehen lassen. Aber die wenige Klugheit der Menschen fängt Manches an, das, weil es eben nach etwas Gutem schmeckt, das Gift, so darunter liegt, nicht ahnen läßt: wie ich oben von den hektischen Fiebern bemerkte. Darum, wenn Der, welcher auf fürstlichem Posten steht, die Übel nicht eher merkt als sie entstehen, so ist er nicht in Wahrheit weise. Und dieses ist Wenigen gegeben. Und wenn man des römischen Reiches ersten Verfall bedenken wollte, würde man finden, daß er lediglich sich seit der Zeit herschreibt, da Rom die Gothen anfing in Sold zu nehmen; weil man hiemit die Kräfte des Reichs zu entnerven anfing, und alle Stärke, die ihm entzogen ward, Jenen gab. Ich schließe daher: Kein Fürst ist sicher, wenn er nicht eigne Waffen hat, sondern vielmehr durchaus vom Glück abhängig, da er nicht Tugend hat, die ihn im Unglück vertheidigen könnte. Auch ist es von jeher die Meinung und Ansicht der weisen Männer gewesen, daß nichts so ungesund und haltlos als der Ruf einer Macht sey, die sich nicht auf ihre eignen Kräfte gründet. Und eigne Waffen sind die aus deinen Unterthanen, oder Bürgern, oder Dienern bestehen; die andern sind alle Mieth- oder Hülfssoldaten. Und die Art der Einrichtung eigner Waffen wird leicht zu finden seyn, wenn man die oben von mir erörterten Verfügungen durchgeht, und wenn man sieht, wie Philipp, Alexander’s des Großen

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Niccolò Machiavelli: Der Fürst. Stuttgart, Tübingen 1842, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_F%C3%BCrst_(Machiavelli_Regis)_076.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)