Seite:Der Fürst (Machiavelli Regis) 078.jpg

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seinen bewaffneten Dienern sicher seyn sollte: weil, wo in dem Einen Verdacht, und im Andern Geringschätzung ist, sie unmöglich zusammen gutthun können. Und darum kann ein Fürst, der auf die Miliz sich nicht versteht, des übrigen Mißgeschicks zu geschweigen, wie gedacht, von seinen Soldaten weder geachtet seyn, noch ihnen trauen. Er darf daher die Gedanken niemals von dieser Übung des Krieges wenden, und muß sich im Frieden darinnen mehr als im Kriege üben: was er auf zweyerlei Art thun kann: erstens mit Werken, und dann im Geiste. Und was die Werke betrifft, so muß er, außer daß er die Seinigen in guter Ordnung und Übung erhält, immer ein fleissiger Jäger seyn, und mittelst dessen den Körper an die Strapazen gewöhnen, und nebenher die Natur des Bodens erlernen, merken, wie die Berge sich erheben, wie die Thäler ausgehen, wie die Ebenen sich flächen, die Natur der Flüsse und Sümpfe einsehen, und hierauf die größte Sorge verwenden. Zwiefach ist diese Kenntniß nützlich: ernstens lernt er sein Land so kennen, und die Vertheidigungen desselben besser verstehen; sodann begreift er mittelst der Kenntniß jener Posten und der Vertrautheit mit ihnen, leicht jeden andern Posten, den er von neuem erforschen muß; weil die Hügel, die Thäler, die Ebenen, Flüsse und Sümpfe, die z. B. in Toskana sind, mit denen anderer Provinzen gewisse Ähnlichkeit haben; so daß man von der Erkenntniß der Posten einer Provinz mit Leichtigkeit zur Erkenntniß der andern kommen kann. Und dem Fürsten, dem diese Erfahrung fehlt, fehlt das erste nöthigste Stück zu einem Feldherrn; denn diese lehrt, mit Vortheil dem Feind entgegen gehen, Quartiere schlagen, Schaaren führen, Bataillen ordnen, Festen belagern. Philopoimen, der Achaier-Fürst,

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Niccolò Machiavelli: Der Fürst. Stuttgart, Tübingen 1842, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_F%C3%BCrst_(Machiavelli_Regis)_078.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)