Seite:Der Fürst (Machiavelli Regis) 098.jpg

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einzige Marcus lebte und starb auf das höchste geehrt, weil er durch Erbrecht zum Throne gelangt war, und weder den Soldaten, noch dem Volke ihn zu verdanken hatte: sodann, begabt mit vielen Tugenden, die ihn achtbar machten, hielt er immer, so lang er lebte, beide Klassen in ihren Schranken, und ward nie weder gehaßt, noch verachtet. Pertinax aber ward wider den Willen der Soldaten zum Kaiser gewählt, die, unter Commodus an ein Leben voll Ungebundenheit gewöhnt, diese ehrbare Lebensart, zu welcher sie Pertinax anhalten wollte, nicht ertragen konnten; so daß er, der sich Haß, und dazu noch, weil er alt war, Verachtung erworben, im ersten Anfang seiner Verwaltung den Untergang fand. Daher ist zu merken: daß man sowohl mit guten als mit bösen Werken sich Haß verdient, und ist deßhalb, wie ich oben sagte, ein Fürst, der den Staat behaupten will, öfters gezwungen, nicht gut zu seyn; weil, wenn die Mehrheit, sey es das Volk, Soldaten oder Große, die du zu deiner Behauptung dir nothwendig glaubst, verdorben ist, du deren Launen huldigen und sie befriedigen mußt; und dann sind dir die guten Werke feindlich. – Kommen wir aber auf Alexander; dessen Milde so groß war, daß unter anderm ihm beigelegten Lobe auch dieß ist, daß in den vierzehn Jahren, die er regiert, kein einziger Mensch ohne Urtheilsspruch den Tod erlitten. Nichtsdestoweniger, da er dabei ganz weibisch und ein Mensch war, der sich von seiner Mutter beherrschen ließ, und dadurch verächtlich geworden, verschwur sich das Heer wider ihn, und ermordete ihn. Nehmen wir nun im Gegensatze die Eigenschaften des Commodus, des Severus, des Antonin, Caracalla und Maximinus, so werdet ihr sie im höchsten Grade räuberisch und grausam finden: um den

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Niccolò Machiavelli: Der Fürst. Stuttgart, Tübingen 1842, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_F%C3%BCrst_(Machiavelli_Regis)_098.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)