Seite:Der Fürst (Machiavelli Regis) 108.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sondern wäre blos darum geschehen, weil sie mit jenem Staate nicht zufrieden waren, so wird er sie mit großer Mühe und Schwierigkeit sich zu Freunden erhalten; denn er kann sie unmöglich befriedigen. Und wenn man, nach den Beispielen aus alter und neuer Zeit, hievon die Ursache wohl bedenkt, so wird man finden daß er weit leichter die Leute, die mit der vorigen Herrschaft zufrieden, und darum seine Feinde waren, zu Freunden erwirbt, als jene, die aus Unzufriedenheit damit, seine Freunde wurden, und ihm Gunst bei der Besitzergreifung erwiesen. – Es ist die Gewohnheit der Fürsten gewesen, zu mehrerer Sicherung ihrer Staaten Festungen anzulegen, als Zaum und Zügel Derer, die sich ihnen zu widersetzen suchen möchten, und für sich selbst als sichere Zuflucht vor einem ersten Überfall. Ich lobe diese Art, weil sie ein alter Gebrauch ist. Demungeachtet hat man den Herren Nicolò Vitelli, zu unsrer Zeit, in Città di Castello zwey Festungen schleifen sehen, um diesen Staat sich zu erhalten. Guid’ Ubaldo, Herzog von Urbino, nach Rückkunft in seine Herrschaft, aus der er durch Cäsar Borgia vertrieben war, zerstörte von Grund aus alle Festen dieser Provinz, und hielt dafür, ohne dieselben diesen Staat schwieriger wieder einzubüßen. Die heimgekehrten Bentivogli hielten es eben so zu Bologna. Es sind daher die Festungen nützlich oder nicht, nach den Zeitumständen; und wenn sie dir einerseits Vorschub thun, so schaden sie dir auf der andern Seite. Und kann man diesen Punkt so fassen: der Fürst, der mehr Furcht vor’m Volk hat als vor den Fremden, muß Festungen bauen; der aber mehr Furcht vor den Fremden hat als vor dem Volke, muß sie bleiben lassen. Dem Hause Sforza hat das Schloß von Mailand, das Franz Sforza dort baute,

Empfohlene Zitierweise:
Niccolò Machiavelli: Der Fürst. Stuttgart, Tübingen 1842, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_F%C3%BCrst_(Machiavelli_Regis)_108.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)