Seite:Der Fürst (Machiavelli Regis) 109.jpg

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mehr Krieg gekostet und wird ihm noch kosten, wie keine andre Unordnung in diesem Staate. Deßhalb ist die beste Festung, die es geben kann, vom Volke nicht gehaßt zu werden; weil, wenn du auch Festungen hast, und das Volk dir gram ist, sie dich nicht erretten: da es dem Volke, wenn es die Waffen ergriffen, nie an Fremden fehlt, die ihm beistehen. In unsern Zeiten sieht man nicht daß irgend ein Fürst aus ihnen Vortheil gezogen hätte, außer die Gräfin von Furlì, nach dem Tode ihres Gemahls, des Grafen Girólamo; da sie mittelst derselben dem Andrange des Volkes entgehen, die Hülfe von Mailand erwarten und sich der Herrschaft wieder bemächtigen konnte: und die Zeiten waren damals darnach, daß der Fremde dem Volke nicht beistehen konnte. Nachmals halfen die Festungen aber auch ihr nicht viel, als Cäsar Borgia sie angriff, und ihr Volk sich mit den Fremden vereinigte. Sicherer wär es daher, so damals wie früher, für sie gewesen, nicht vom Volke gehaßt zu seyn, als Festungen zu haben. Mithin, dieß alles erwogen, so lobe ich wer Festungen baut, und wer keine baut; und tadle Jeden, der, im Vertrauen auf sie, den Haß des Volkes nicht achtet.


Einundzwanzigstes Kapitel.
Wie sich ein Fürst benehmen muß, um sich Ansehen zu verschaffen.

Nichts macht einen Fürsten so hoch geehrt als die großen Unternehmungen, und wenn er mit seltenen Beispielen vorgeht. Wir haben zu unsrer Zeit Ferdinand von Arragon, den jetzigen König von Spanien; diesen kann man beinah einen neuen Fürsten nennen, weil er, aus einem schwachen König, durch Ruf und Ruhm der erste

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Niccolò Machiavelli: Der Fürst. Stuttgart, Tübingen 1842, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_F%C3%BCrst_(Machiavelli_Regis)_109.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)