Seite:Der Fürst (Machiavelli Regis) 130.jpg

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daß der Herzog zu mächtig würde, und wenn er Bologna einnähme, besorglich sey, er möchte zu verderben suchen, um sich allein der Waffen in Italien zu bemächtigen. Und hielten hierüber zu Magione im Peruginischen einen Landtag, wo der Cardinal, Paul, und der Herzog von Gravina Orsini, Vitellozzo Vitelli, Oliverotto von Fermo, Johann Paul Baglioni, Tyrann von Perugia, und Messer Antonio da Venafro, als Deputirter Pandolfo Petrucci’s, Oberhauptes von Siena, zusammenkamen. Man sprach daselbst von der Größe des Herzogs, von seiner Gesinnung, und wie es noth sey, seine Gelüste im Zaume zu halten, wenn man nicht mit den Übrigen zu Grunde zu gehen befahren wolle. Und sie beschloßen, die Bentivogli nicht aufzugeben, und zu versuchen, die Florentiner sich günstig zu stimmen; schickten auch ihre Unterhändler an beide Orte, den Einen Hülfe verheißend, den Andern gegen gemeinen Feind mit ihnen sich zu verbinden ermunternd. Es wurde dieser Landtag schnell durch ganz Italien ruchbar, und jene Völker, die unter dem Herzog mißvergnügt lebten, worunter auch die Urbinischen waren, schöpften Hoffnung, den Dingen eine neue Wendung geben zu können. So geschah es in dieser Spannung der Gemüther, daß Einige von Urbino den Anschlag faßten, sich der S. Leo’sburg zu bemeistern, die für den Herzog inne gehalten wurde, und sie nahmen dazu den Anlaß hievon: Es fortifizirte der Schloßvoigt eben diese Burg; und, da er Bauholz hinführen ließ, stifteten die Verschworenen es so an, daß einige von den Balken, die man in die Burg fuhr, über die Brücke zu liegen kamen, damit sie, so gesperrt, von Denen innerhalb nicht aufgezogen werden könnte. Mit dieser Gelegenheit sprangen sie auf die Brücke, und von da in die Burg.

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Niccolò Machiavelli: Der Fürst. Stuttgart, Tübingen: J. G. Cotta, 1842, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_F%C3%BCrst_(Machiavelli_Regis)_130.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)