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des Neumarkts fast ganz einnehmenden langen (Tornimanntischen) Hause, weiterhin von den Barrikaden und aus den Häusern der Mittleren Frauen- und der Schustergasse, gegen die Angreifer gerichtet wurde. Die Kolonne erreichte jedoch mit Hinterlassung nur eines Todten und sechs Verwundeter die Stadt Rom. Obgleich mehrere Kanonenkugeln durch die Flügel des Thorwegs durchgeschlagen waren, so konnte dieses doch nicht sofort geöffnet werden, sondern gelang es den Zimmerleuten noch früher die Laden der anstoßenden Fenster einzuschlagen. Der Hauptmann von Budritzky war der erste, welcher in ein solches hineinsprang, worauf das ganze Gebäude von den großentheils nach der Schustergasse flüchtenden Vertheidigern gereinigt wurde. Die Preußischen Füsiliere wurden an den Fenstern zur Erwiederung des aus den umstehenden Häusern auf den Gasthof gerichteten Feuers der Insurgenten angestellt, während die Sächsischen Kompagnien sich in Besitz des Innern des Gasthofs setzten.

Bei dieser Gelegenheit ereignete sich folgender bedauerlicher Vorfall. Ein Prinz von Schwarzburg-Rudolstadt, Oberst in Oesterreichischen Diensten, hatte sich in Dresden behufs einer Augenoperation aufgehalten und in diesem Gasthofe gewohnt. Als der Kampf in den Straßen sich immer mehr dem Neumarkt näherte, hatte ihn der Gastwirth dringend aufgefordert, entweder den bedrohten Gasthof zu verlassen, oder, wie andere Bewohner desselben, Sicherheit im Keller zu suchen. Der Prinz hatte dies für unwürdig seines Ranges, wie seines Standes, als Soldat, erklärt und sich mit seinem, gleich ihm bewaffneten, Kammerdiener in sein Zimmer eingeschlossen. Als nun die Sächsischen Mannschaften sich in vollständigem Besitz des hartnäckig vertheidigten Gebäudes setzten, schlugen sie selbstredend auch diese Thüre ein und mußten, als ihnen hier zwei bewaffnete Männer, von denen der eine eine Binde über das Gesicht trug, entgegentraten,

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Friedrich von Waldersee: Der Kampf in Dresden im Mai 1849. E. S. Mittler und Sohn, Berlin 1849, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_in_Dresden_im_Mai_1849.pdf/167&oldid=- (Version vom 31.7.2018)