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der Bürgerwehr Dresdens, sondern auch aus allen Theilen des Landes, forderten, nach vorangegangenen stürmischen Zusammenkünften, Berathungen und öffentlichen Demonstrationen, in drohend abgefaßten Adressen vom Ministerium und vom Könige die Anerkennung der deutschen Reichsverfassung, – einer Verfassung, welche erst kurz vorher wegen des darin festgesetzten Erb-Kaiserthums von der nämlichen Parthei verhöhnt worden war, und von der jetzt unverholen ausgesprochen wurde, daß man sie nur als bequeme und sichere Uebergangsstufe zur Republik erstrebt habe. Ueberall traten die demokratischen Vereine, die Bürgerwehren und Freikorps, wie nicht weniger Zusammenrottungen des Proletariats in drohender Haltung zusammen. Polen und andere fremde Sturmvögel der Empörung, Veteranen der Barrikaden, begannen sich zu zeigen; bewaffnete Zuzüge aus den Provinzialstädten nach Dresden wurden beschlossen und theilweise schon ins Werk gesetzt. Selbst der Beamten- und Richterstand, wie das Polizei-, Post- und Eisenbahn-Personal, huldigte entweder offen den demokratischen Ansichten, oder schwärmte für die deutsche Einheit, ohne sich klar der Mittel ihrer Verwirklichung bewußt zu sein, oder war terrorisirt, oder hoffte endlich von schwacher Nachgiebigkeit der Regierung die Abwendung des heranziehenden Sturmes.

So stand der König mit seinen drei Ministern: Dr. Zschinsky, v. Beust und Rabenhorst, fast allein, diesem Sturme die Stirn zu bieten, nur auf die Treue der an Zahl schwachen Armee bauend. Die Geschichte wird zweifelhaft sein, wem sie in dieser entscheidenden Stunde eine höhere Bewunderung zu zollen hat, ob den drei Männern, welche fest und klar, besonnen und unbeirrt von dem tobenden Geschrei des großen Haufens, wie von dem scheuen Bedenken der Mehrzahl der Gebildeten, ihre Existenz und unzweifelhaft auch ihr Leben

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Friedrich von Waldersee: Der Kampf in Dresden im Mai 1849. E. S. Mittler und Sohn, Berlin 1849, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_in_Dresden_im_Mai_1849.pdf/17&oldid=- (Version vom 31.7.2018)