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einem Zimmer des besetzten Hauses einer augenblicklichen Ruhe, hierbei selbst die Gewehre aus der Hand setzend und das Gepäck ablegend. Nach kurzer Zeit wurde plötzlich aus einem oberen Stockwerk des in dem ganz engen Gäßchen nur auf wenige Schritte gegenüberliegenden Hauses, dieses Zimmer dermaßen mit Kugeln überschüttet, daß in der ersten Ueberraschung die Mannschaften sich mit Hinterlassung einiger Gewehre und Tornister in das Nebenzimmer retteten. Der Lieutenant v. Kuylenstjerna forderte hierauf die betreffenden Leute auf, jene Gegenstände zu holen, so wie sie aber das verlassene Zimmer betraten, wurde das feindliche Feuer wiederum so heftig, daß sie einen Augenblick stutzten. Da rief der Lieutenant v. Kuylenstjerna ihnen zu: „Schämt Euch, Ihr werdet dem Preußischen Namen doch keine Schande machen wollen, folgt mir!“ So schritt er ihnen voran, erhielt aber auch sogleich einen tödtlichen Schuß durch die Brust. Er rief noch: „Kinder! laßt mich hier nicht liegen!“ worauf der Feldwebel Wlocka (des noch immer fortdauernden heftigen Feuers wegen, auf der Erde kriechend), mit Unterstützung eines Herrn v. Bock aus Marbach bei Nossen, welcher sich seit dem vorigen Tage den hier fechtenden Truppen als Freiwilliger angeschlossen hatte, so wie einiger anderer Soldaten, den bereits im Sterben begriffenen Offizier aus dem Zimmer herausschafften. Hier sagte er noch zu den ihn umgebenden Soldaten: „Kinder, haltet Euch brav! ich wünsche Euch Allen solchen Tod!“ und verschied kurz darauf. – Während dies im oberen Stockwerk geschah, waren die Insurgenten in das Erdgeschoß desselben Hauses eingedrungen, wodurch die schwache Preußische Abtheilung eigentlich augenblicklich abgeschnitten war und in höchst kritischer Lage sich befand. Sie wurde nur dadurch gerettet, daß einestheils die Pioniere der Kompagnie im heftigen feindlichen Feuer einen Durchbruch in jenes Haus bewerkstelligten,

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Friedrich von Waldersee: Der Kampf in Dresden im Mai 1849. E. S. Mittler und Sohn, Berlin 1849, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_in_Dresden_im_Mai_1849.pdf/184&oldid=- (Version vom 31.7.2018)