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zu decken. Wer sich zu unvorsichtig oder zu weit aus der Deckung vorbog, dem pfiffen gewiß augenblicklich mehrere Kugeln um den Kopf; ein großer Theil der tödtlichen, wie der leichten Wunden befanden sich daher auch an der rechten Seite des Kopfes, in der rechten Brust oder Schulter, an dem rechten Arm oder der rechten Hand. Die Preußen legten meist ihre Helme ab; eben so wurden die Bajonette abgenommen, weil das Erscheinen eines solchen am Fenster sofort die Aufmerksamkeit des Gegners erregte und feindliches Feuer herbeilockte. Die neuen Zündnadelgewehre der Füsiliere (sowohl des Kaiser Alexander Grenadier-, als des 24ten Infanterie-Regiments) zeigten außer ihrer größeren Tragweite und ihres sicherern Schusses hier auch den Vortheil, daß, vermöge der von hinten erfolgenden Einbringung der Patronen, das Gewehr beim Laden ruhig in der Lage wie zum Abschießen, z. B. auf einer Fensterbrüstung, in einer ausgesparten Schießluke u. dergl. liegen bleiben konnte. Während es einzelne Abtheilungen gegeben hat, welche fast 30 Stunden hinter einander dem Gegner unmittelbar gegenüber und eigentlich mit geringen Pausen fortwährend im Feuer geblieben sind, lagen einzelne Schützen solcher Abtheilungen stundenlang auf den Knien an einem Fenster etc., um jeden Augenblick zu einem wohlangebrachten Schusse benutzen zu können. – Bei den nicht mit Zündnadelgewehren bewaffneten Truppen war dies oft ein besonders guter Schütze, dem ein Paar Kameraden ihre Gewehre luden und abwechselnd zureichten.[1] Beim Zündnadelgewehr war dies, wegen des schnellen Ladens, nicht nöthig. Dies schnelle Laden schien anfangs übrigens in einiger Beziehung


  1. Kam ein Vorgesetzter in die Nähe eines solchen Schützen, so fragte dieser wohl, sei es um jenem eine Probe seiner Geschicklichkeit zu geben, oder um die Gegenwart des Vorgesetzten gewissermaßen zu honoriren: „ob er einmal hinhalten solle?“
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Friedrich von Waldersee: Der Kampf in Dresden im Mai 1849. E. S. Mittler und Sohn, Berlin 1849, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_in_Dresden_im_Mai_1849.pdf/198&oldid=- (Version vom 31.7.2018)