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eher ein Nachtheil, als ein Vorzug zu sein, da an einigen Punkten einzelne Schützen nicht bloß ihre eigenen 60 Patronen, sondern noch bis 20 fremde, verschossen und also ein möglicher Munitionsmangel zu besorgen war.[1] Doch gingen die Mannschaften mit jeder Stunde, daß das Gefecht, anhielt, immer sparsamer mit ihrer Munition um und gaben keinen Schuß fort, ohne einen Feind auf dem Korn zu haben. Mit welcher Kaltblütigkeit und Ueberlegung geschossen wurde, zeigte der öfters vorgekommene Fall, daß auf den weiteren Entfernungen erst förmliche Probeschüsse gegen eine besonders in die Augen fallende Stelle eines Hauses gemacht wurden, um das Einschlagen der Kugel zu beobachten und danach das richtige Visiren für die hernach wirklich auf den Feind gerichteten Schüsse zu regeln. Ueberhaupt zeigte sich schon bei dem Füsilier-Bataillon des Kaiser Alexander Grenadier-Regiments die außerordentliche Trefffähigkeit des neuen Gewehres, obgleich dies Bataillon erst seit Ende Januar damit versehen war, und daher auch erst eine unvollständige Schießperiode (noch dazu in sehr ungünstiger Witterung) absolvirt hatte. Die Vortheile der neuen Waffe ergaben sich sogar so augenscheinlich in diesem ersten ausgedehntern Ernstgebrauch, daß einzelne Grenadiere des 1sten Bataillons, welche mit den Füsilieren gemischt fochten, ihre Gewehre mit Zündnadelgewehren verwundeter Füsiliere


  1. Das Eintreten dieses Umstandes würde hier im Auslande doppelt mißlich gewesen sein, wo auch nicht eine zum Zündnadelgewehr passende Patrone zu erhalten gewesen wäre, selbst wenn die reichsten Pulvervorräthe zu Gebote gestanden hätten. Auf eine desfalsige Meldung des Preußischen Detachementsführers schickte das Kriegsministerium demselben mit dem am 8ten Mai eintreffenden Füsilier-Bataillon des 24ten Infanterie-Regiments 100,000 Zündnadel-Patronen zur Reserve, womit jede weitere Besorgniß, daß Mangel an Munition eintreten könnte, gehoben war.
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Friedrich von Waldersee: Der Kampf in Dresden im Mai 1849. E. S. Mittler und Sohn, Berlin 1849, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_in_Dresden_im_Mai_1849.pdf/199&oldid=- (Version vom 31.7.2018)