Seite:Der Kampf in Dresden im Mai 1849.pdf/71

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

erwähnten Ausschuß-Sitzung mit seiner sich dawider aussprechenden Meinung in der Minderheit geblieben war, beim Ober-Kommandanten der sämmtlichen Kommunalgarden des Königreichs, v. Mandelsloh, seine Entlassung eingereicht, diese war aber nicht angenommen worden, so wie auch das Ober-Kommando die angeordnete Parade der Bürgerwehr für ungesetzlich erklärt und verboten hatte. Nach Mittheilung dieses Befehls und der auf die Adresse erfolgten Antwort des Königs an die einzelnen Bataillone wurden diese entlassen, bis auf zwei, welche angeblich zum etwa nöthig werdenden Einschreiten gegen den augenscheinlich sich vorbereitenden Aufstand, beisammen behalten wurden.

Sowohl bei den Bewegungen der Truppen, als bei dem Zusammenkommen der Bürgerwehr, hatten die in den letzten Tagen schon immer sehr belebten Straßen, besonders die um das Schloß und das Zeughaus, so wie der Alt- und Neumarkt, sich immer mehr mit Menschenmassen gefüllt, deren Haltung mit jeder halben Stunde drohender und herausfordernder wurde. Die Sprache der Volksvertreter wurde kühner, das Benehmen des Gesindels frecher; immer mehr verwegene, meist fremde Physionomien im revolutionären Kostüm traten hervor; die Vorbereitungen zum Versperren und Verbarrikadiren der Straßen, nahmentlich auch der Zugänge zum Schloß und zu den Königlichen Ställen (um eine Abreise des Königs zu verhindern[1]) begannen. Die Kommunalgarde


  1. Auch hier wiederholte sich die in fast allen Revolutionen vorkommende Erscheinung, daß Aufrührer, wenn auch ihr letzter Zweck auf die Vernichtung des Königthums hinausgeht, doch anfangs aus allen Kräften zu verhindern suchen, daß der Monarch die empörte Hauptstadt verlasse. Es liegt darin das Gefühl, daß mit der zu frühzeitigen offenen Erklärung der Republik, der Aufruhr bei der Mehrzahl des Volkes keinen Anklang finden würde und daß es zur Erlangung dieses [59]
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich von Waldersee: Der Kampf in Dresden im Mai 1849. E. S. Mittler und Sohn, Berlin 1849, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_in_Dresden_im_Mai_1849.pdf/71&oldid=- (Version vom 31.7.2018)