Seite:Der Kampf in Dresden im Mai 1849.pdf/87

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Im und am Zeughause, dessen äußerer Hof in Folge dieser Vereinigung der Kommunalgarde übergeben wurde und wo nun die Verabreichung von officiell und privatim herbeigeschafften Lebensmitteln, einen lehhaften Verkehr zwischen Volk und Militair, ja fast eine völlige Vermischung beider Theile eintreten ließ, wurden alle mögliche Verführungskünste an den Soldaten versucht. Es sollen sich schon einzelne Stimmen haben vernehmen lassen, daß man nicht auf: „seine Brüder schießen“, – „kein Bürgerblut vergießen“ dürfe. Als jedoch, auf diese Stimmung fußend, die Auslieferung von Geschütz und anderm Kriegsmaterial aus dem Zeughause gefordert wurde, trat hier wiederum die eisige Ruhe des Veteranen entgegen, die schon am vorigen Tage diesen wichtigen Punkt erhalten hatte, und die auch jetzt durch die einfache Vorstellung: wie es eine Schande für Soldaten sein würde, anvertrautes Geschütz auszuliefern, das Pflicht- und Ehrgefühl der Mannschaften neu befestigte, wenn auch durch die Waffenruhe, durch die Defensive und durch den Zweifel in die endliche Lösung der Verwirrung, der Geist für den Augenblick ein keineswegs frischer und kampfeslustiger genannt werden konnte.

Als die verabredete Waffenruhe abgelaufen war, rief zwar das Sturmläuten von neuem zum Kampfe, der sich jedoch auf einige an einzelnen Punkten zwischen den Insurgenten und den Truppen gewechselte, Schüsse beschränkte.

Von Mittag an bis zur Nacht trafen allmählig die herbeigerufenen Verstärkungen für die Truppen ein. Zuerst 1½ Bataillon leichter Infanterie aus Leipzig, welche sich jedoch nur mit Gewalt den Ausgang aus jener ebenfalls in halbem Aufstande begriffenen Stadt und den Weg zur Eisenbahn hatten eröffnen können, deren Schienen zwischen Leipzig und Wurzen aufgerissen waren. Sie brachten frische Kampflust mit, die in dieser vom

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich von Waldersee: Der Kampf in Dresden im Mai 1849. E. S. Mittler und Sohn, Berlin 1849, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_in_Dresden_im_Mai_1849.pdf/87&oldid=- (Version vom 31.7.2018)