Verschiedene: Deutscher Dichterwald. Von Justinus Kerner, Friedrich Baron de La Motte Fouqué, Ludwig Uhland und Andern | |
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Wenn er zum Waidwerk ritt von seiner Burg?
Zwölf weiße Rosse, Hörner goldhell klingend,
Und sieben Koppeln grauer, flücht’ger Doggen,
Die Jäger silberblank an Wehr und Kleid.
Gold seine Rüstung, hundert Lanzen starrend
Um des gewalt’gen Herrn gekrönten Helm.
Und wie sein Schlachthorn rief,
Stand’s rings aus reichen Dörfern wimmelnd auf,
Und tos’te übermächtig durch das Land,
Bis Siegesfest scholl auf Burg Volmarstein.
Dann ging ein süßes Licht auf
Beim Heldenmahl:
Noch überglänzend all’ des Vaters Glanz,
Und doch demüthig, wie ein Reis am Thalstrom.
Glücklicher Graf,
Hüt’ dich! Das Glück schwingt überhoch den Fittig,
Ob mancher allzukecken Ritterthat;
Schon lauert grimmig manches Neidhard’s Blick.
Graf, hüte Dich! Hüte Burg Volkmarstein!
3.
Im grünen, sonndurchblickten Bergforst
Fräulein Ludmilla ist’s mit ihren Jungfraun,
So hold und frisch, wie schönre Waldesblumen,
Und durch die Zweige weht ein mildrer Lufthauch,
Und heller singen Frühlingsvögel drein.
Verschiedene: Deutscher Dichterwald. Von Justinus Kerner, Friedrich Baron de La Motte Fouqué, Ludwig Uhland und Andern. J. F. Heerbrandt’sche Buchhandlung, Tübingen 1813, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Dichterwald_216.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)