Seite:Deutscher Dichterwald 218.jpg

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Beim festlichen Turnier. „Ach Himmel! – spricht sie,
Wer hätt’ an Euch gedacht, als aus der Flut
So leicht und lachend aufklomm dieser Waidmann,
Ihr mächt’ger Ritterheld! Ihr ernster Kämpfer!“

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„Das ist einmal die Art in unserm Stamm, –

Lächelt zurück der Freiherr –
Wir halten’s mit dem Leben leicht und froh.
Doch freilich, wo es Ernst und Hoheit gilt,
Und strenge Kraft, wird jeder deutsche Ritter

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Ein leuchtend Erz, mit seinem Harnisch eins.“

Da ruft ein Hüfthorn aus den Bergen her;
Die Waidgenossen suchen nach dem Freiherrn.
Er grüßt, und wendet sich zu seiner Burg,
Das Fräulein sich zum hohen Volmarstein.

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Doch mit ihr wandelt

Deß Weidmanns leuchtende Gestalt im Sinne,
Das holde Frau’ngebild
Im Sinn des Freiherrn lieblich funkelnd mit.
Nicht er, nicht sie schaun rückwärts,

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Doch Jedes schaut das Andre licht und klar.

Das sind Frau Minne’s blanke Wunderspiegel!

4.

Als in die Burg eintrat der große Freiherr,
Da stand vor ihm ein Mann im Wappenrock,
Des heil’gen, röm’schen Reiches Adlerbild

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Auf seiner Brust.

Er kannt’ ihn wohl den kaiserlichen Herold,
Und flog die Trepp’ hinan,
Um abzuthun das leichte Jagdgewand,

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutscher Dichterwald. Von Justinus Kerner, Friedrich Baron de La Motte Fouqué, Ludwig Uhland und Andern. J. F. Heerbrandt’sche Buchhandlung, Tübingen 1813, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Dichterwald_218.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)