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3.
Amor hat scharfe Pfeil;

man darf nicht trauen.
Denn wer recht lieben will,
muß wol aufschauen;
und wer recht lieben will,
der muß oft leiden:
es giebt der Leute viel
die s widerstreiten.

4.
Ei nun, so bleibts dabei:

ich will nicht weichen,
bis endlich mir der Tod
das Herz thut beugen;
bis man den jungen Leib
ins Grab wird tragen:
dann kann man jederzeit
von Treuheit sagen.

Einem alten handschriftl. Liederbuche aus der Zeit um 1720 entnehme ich folgende Lesarten: 1, 1. Was ich von Herzen lieb, das soll ich meiden: Mein allerschönstes Kind, viel muß ich leiden! 1, 7. Ich hoff auf andre Zeit, sie wird auch kommen. – 2, 1. Mit deinem Liebesband bin ich gebunden; hab weder Rast noch Ruh zu keiner Stunden. – 3. Nichts Bessers in der Welt ist wol zu finden, als wenn zwei Herzen sich recht treu verbinden. – 4, 1. Herzallerliebster Schatz, werd nicht abwendig! bleib mir in Liebe treu, ich bleib beständig.


114a. Liebe in Nöthen.
1.
Sieh an, mein liebes Kind,

was muß ich leiden!
die mir am liebsten ist,
die muß ich meiden.
Alle Gelegenheit
ist mir genommen:
Hoffnung – des tröst ich mich –
wird wiedrum kommen.

2.
Mit was für einem Band

hast mich gebunden!
hab weder Tag noch Nacht
kein ruhge Stunden.
Drum, Schatz, sei wolgemuth,
thu nur nicht wanken:
es ist das Allerbest
liebn in Gedanken.

3.
Wenn man recht lieben will,

wie muß mans machen?
muß öfters zu ihr gehn,
muß freundlich lachen;
und wenn sie dann nicht will
sich zu dir neigen,
muß man beiseite gehn,
muß stille schweigen.

4.
Es ist kein größre Freud

auf dieser Erden,
als wenn zwei junge junge Leut
in Ehstand treten;
da findt man keine Noth,
kein Kreuz, kein Leiden,
nichts als der bittre Tod,
der uns thut scheiden.

(Vielfach mündlich, aus Franken und dem Hessen-Darmstädtischen etc. Mit Benutzung von flieg. Bl. aus der Zeit von 1750–1820. – Vgl. auch O. L. B. Wolff, „Halle der Völker.“ [Frankfurt a. M. 1837.] II, 166 – und Hoffmann v. F., „Schles. Volkslieder.“ S. 101, Nr. 75.)

1, 1. Ei du mein lieber Schatz, was muß ich leiden! – 4, 1. Es kann nichts Schöners sein.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_267.jpg&oldid=- (Version vom 29.10.2019)