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8 so, daß die Frommen ihres Gottes Gericht anerkennen,
wann die Sünder den Gerechten aus den Augen hinweggethan werden,
die Menschenknechte, die trügerisch fromm reden.
9 Ihre Augen richten sich auf die Häuser der Leute, die [noch] feststehen[1],
schlangengleich zu zerstören der ’Frommen‘ Weisheit[2] durch gottlose Reden.
10 Seine Worte sind Trugschlüsse, um frevles Gelüste auszuführen;
er läßt nicht ab, bis er durchgesetzt, daß er [die Leute] wie Waisen wegtreibe[3].
11 So hat er denn Häuser verödet um seiner gottlosen Lust willen[4],
führte trügerische Reden, als sehe und höre [es] niemand.
12 Hat er die Gottlosigkeit an der Einen satt,
so richten sich seine Augen auf ein anderes Haus,
[es] zu vernichten mit verführerischen Reden.
13 Bei alledem ist, der Hölle gleich, unersättlich seine Gier[5].
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14 Möchte, Herr, sein Teil vor dir in Schande sein,
sein Ausgang in Seufzen, sein Eingang in Fluch!
15 In Weh, Not und Mangel sein Leben, Herr,
sein Schlaf in Trübsal und sein Erwachen in Verzweiflung!
16 Seinen Lidern sei der Schlaf geraubt des Nachts,
jedes Werk seiner Hände mißlinge ihm kläglich!
17 Mit leeren Händen trete er in sein Haus ein,
und sein Haus leide Mangel an allem, was seinen Hunger stillt.
18 Einsam und kinderlos sei sein Alter bis zu seinem Hingang!
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19 Möge der Leib der Menschenknechte von den Tieren zerrissen werden,
und die Gebeine der Gottlosen schmählich an der Sonne [bleichen]!
20 Die Augen sollen die Raben den Heuchlern aushacken,
weil sie viele Häuser schändlich verwüstet
und durch ihre Lust auseinandergebracht haben
21 und an Gott nicht dachten
und Gott bei alledem nicht scheuten
und Gott reizten und erzürnten.
22 Er rotte sie aus von der Erde,
weil sie arglose Seelen trügerisch irreführten[6].
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23 Wohl denen, die den Herrn rechtschaffen fürchten!
Der Herr wird sie erlösen von arglistigen und gottlosen Menschen
und wird uns erlösen aus allen Anschlägen der Gottlosen.
24 Gott mache zunichte, die im Übermut jedes Unrecht thun,
weil der Herr unser Gott ein großer und starker Richter ist in Gerechtigkeit.
25 Es walte, Herr, deine Gnade, über alle, die dich lieb haben!
  1. Die wenigen Häuser, in denen es noch ehrbar zugeht, werden systematisch verführt. ἐν εὐσταθείᾳ kann doch nur = נָכוֹן‎ allenfalls = שָׁלֵו‎ sein. Das kann aber nicht (Wellh.) heißen: eines Mannes, der es versteht … (= Alex. Jann.).
  2. σοφίαν ἀλλήλων kann nicht heißen: „des Nächsten Weisheit“. Für ἀλλ. zu lesen ἀγγέλων und dies = Gottesweisheit zu fassen (Wellh.), ist gewagt. Man lese (s. v. Gebh.) λαῶν = עמים‎ und fasse dies als Textfehler für תמים) תַּמּׅים?)‎. — σοφία = Tugend.
  3. Vielleicht: .... beständig [die Leute] wegzutreiben wie W., so daß ἕως ἐνίκησεν = עד־נצח‎ wäre. Doch ist ohne diese Annahme auszukommen.
  4. Der Gedanke ist derselbe wie in V. 11 f. 20c: Die Verführung der Frauen und Töchter bringt Hader und Verödung über die Häuser, so daß die Bewohner (Männer und Kinder) schließlich heimatlos und verwaist sind. Ohne diesen durch den Zusammenhang geforderten Sinn könnte man an den Gedanken von 17,15 ff. (s. dort) denken.
  5. Vgl. Jes. 5,14.
  6. Am besten wohl (Geig., Del.) als Übersetzung des hebr. החניף‎ Dan. 11,32 zu fassen.
  7. Empfohlene Zitierweise:
    Rudolf Kittel (Übersetzer): Die Psalmen Salomos. Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1900, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DiePsalmenSalomosGermanKittelKautzsch2.djvu/009&oldid=- (Version vom 28.11.2016)