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Anonym: Edda

17
„Es scheint Nidudurn   ein Schwert am Gürtel,

Das ich schärfte   so geschickt ich mochte,
Das ich härtete   so hart ich konnte.
Dieß lichte Waffen   entwendet ist mirs:
Säh ichs Wölundurn   zur Schmiede getragen!

18
„Bödwild trägt nun   meiner Getrauten

Rothen Ring:   rächen will ich das!“
Schlaflos saß er   und schlug den Hammer;
Trug schuf er Nidudurn   schnell genug.

19
Liefen zwei Knaben,   lauschten an der Thüre,

Die Söhne Nidudurs,   nach Säwarstadr;
Kamen zur Kiste   den Schlüßel erkundend;
Offen war die üble,   als sie hineinsahn.

20
Viel Kleinode sahn sie,   die Knaben daucht es

Rothes Gold   und glänzend Geschmeid.
„Kommt allein, ihr Zwei,   kommt andern Tags,
So soll euch das Gold   gegeben werden.

21
„Sagt es den Mägden nicht   noch dem Gesinde,

Laßt es Niemand hören,   daß ihr hier gewesen.“
Zeitig riefen   die Zweie sich an,
Bruder den Bruder:   „Komm die Brustringe schaun!“

22
Sie kamen zur Kiste   die Schlüßel erkundend;

Offen war die üble,   da sie hineinsahn.
Um die Köpfe kürzt’ er   die Knaben beide;
Unterm Feßeltrog   barg er die Füße.

23
Aber die Schädel   unter dem Schopfe

Schweift’ er in Silber,   sandte sie Nidudurn.
Aus den Augen macht’ er   Edelsteine,
Sandte sie der falschen   Frauen Nidudurs.

24
Aus den Zähnen   aber der Zweie

Bildet’ er Brustgeschmeid,   sandt’ es Bödwilden
Da begann den Ring   zu rühmen Bödwild;
Sie bracht ihn Wölundurn,   da er zerbrochen war:
„Keinem darf ichs sagen   als dir allein.“

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/138&oldid=- (Version vom 31.7.2018)