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Über das Ziel sind wir einig. Auch ich trage ein Paradeisgartel in meinem Herzen, das ich der Friedrichstraße entschieden vorziehe. Aber ich weiß keinen andern Weg, um dorthin zu gelangen.

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Die Blutprobe mag ergeben, daß der Südländer wertvoller ist. Aber er hält mich auf und ist doch nicht wertvoll genug, als daß es sich lohnte. Der Berliner, aufgehalten, würde sich als wertlos herausstellen. Aber seine Qualität ist, sich nicht zum Stehen bringen zu lassen, und seine Eile fördert mich. Ich gelange dorthin, wo Schwung und Farbe aus dem nüchternen Leben bricht, und wo das Ideal wächst, an dem zu schaffen die Kultur der mittelmäßigen Betrüger uns verhindert, nicht ohne darin vom deutschen Idealismus bestärkt zu sein.

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Wenn die Italiensehnsucht befriedigt ist, kann es leicht geschehen, daß man noch nicht genug hat und einen preußischen Schutzmann umarmt.

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Wenn man die künstlerische Empfänglichkeit des Pariser Publikums bedenkt und staunend die geschwungene Linie dieses romanischen Lebensgefühls verfolgt, so gelangt man bis zu einem Punkt, wo der Absturz eines Omnibus von einer Seinebrücke nur eine Frage der Zeit ist.

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Der Romane ist auf dem halben Weg zum Künstler und darum dem ganzen Künstler im Weg.

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Eine schöne Welt, in der die Männer die Erfüllung ihres Lieblingswunsches den Frauen zum Vorwurf machen!

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Empfohlene Zitierweise:
Karl Kraus (Hrsg.): Die Fackel Nr. 333. Die Fackel, Wien 1911, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Fackel_Nr._333.djvu/12&oldid=- (Version vom 14.8.2016)