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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

seiner Wirksamkeit waren, ist nur eine Stimme über Fröbel’s seltene Gemüthsbegabung für seinen Beruf. Am vollgültigsten ist aber hier das Zeugniß der Frauen und Mütter, und dieses hat er bei seinem Leben allüberall, wo er persönlich wirkte, gewonnen, ja Viele haben durch ihn sich nicht blos übertroffen, sondern – gebessert bekannt.

Fröbel kam auf dem glücklichsten Umwege den er gehen konnte, – durch die Naturwissenschaften, – zu seinem Lehramte. Dieser Umstand gab in Verbindung mit seiner übrigen natürlichen Begabung seinem Streben auf dem Getriebe der Erziehung eine bestimmte originale Richtung. Liebe und Kenntniß der Natur, fromme, gläubige Hingebung an Gott und seine weise liebevolle Führung, hohe Sittenreinheit und glühende Liebe zu den Menschen, die er so gern Alle, Alle glücklich gemacht hätte: dies waren die Grundelemente seiner geistigen Natur. Alles was er fühlte, dachte, strebte müsse hiermit in Harmonie sein, wie hätte er die Menschenerziehung anders als im großartigsten Maaßstabe erfassen oder erstreben können? Sein ganzer Erziehungsplan ist gegründet auf dem Göttlichen im Menschen, er stellte in sich das höchste Ziel, er will gute und weise, durch Glauben, Weisheit und Tugend glückliche Menschen bilden, dem Bösen und dem Elend unter den Menschen im Wege der Erziehung siegreich für immer entgegentreten. Dabei hielt er immer das Allgemeine, das große Ganze im Auge. Indem er die Individuen bildete, gedachte er des Volkes und Vaterlandes dem sie angehören, gedachte er der Menschheit, die mit der Wiedergeburt jeder einzelnen Seele zum Guten einen Schritt der Vollkommenheit näher rückt. Indem er die Kinder der Gegenwart liebend überwachte und um ihr Wohl sich sorgte, freuete er sich des Geschlechts der Zukunft, an dem sein Fleiß und seine Liebe in tausendfältiger Frucht gesegnet werden könnte. Treu folgend den Gesetzen, die er in der Natur und im Menschen ausgesprochen gefunden hatte, erfüllte er den Menschen als ein Ganzes und trennte durch die Erziehung nicht, was eine höhere Weisheit in Eins verbunden hatte, Geistiges und Leibliches, Himmlisches und Irdisches, Ewiges und Vergängliches. Jede Kraft, jede Fähigkeit im Menschen beschäftigte und bildete er nach ihrem Wesen und für den Zweck des Ganzen. Er versinnlichte das Geistige und vergeistigte das Sinnliche, machte Jenes faßlich und veredelte dieses, und ließ so nicht zu, daß der Mensch in kläglicher Zwietracht zerfallen und in ihm Eins des Andern, der Leib der Seele Feind werde.

Was begabte Männer Heilsames erdenken, was sie Großes und Gutes schaffen, empfangen die Menschen oft genug mit Gleichgültigkeit und Vorurtheil, ja selbst mit feindseliger Gesinnung. So schwer trennt unser Geschlecht sich von der Gewohnheit des Alten, des Mittelmäßigen und Unvollkommenen, daß es Wohlthaten, die seine Bildung und Gesittung, sein Glück und seinen Frieden fördern nur mit Widerwillen hinnimmt! Wem wird es bei der Macht dieser Erbsünde befremden, daß auch Fröbel dem seltsamen Geschick verdienstvoller Männer, – für Wahrheit Verfolgung, für Liebe Undank zu dulden nicht entgangen ist? Aber Werke, welche die Kurzsichtigkeit der Menschen zurückweist und durch Nichtachtung und Vorurtheil zu verderben droht, werden wunderbar erhalten durch die göttliche Kraft ihrer Urheber, durch den Muth und die Ausdauer, womit diese nicht aufhören, den Menschen auch gegen ihren Willen Gutes zu thun. Auch diese Geistesgröße besaß Fröbel neben den übrigen glänzenden Eigenschaften, die ihn vor seinen Zeitgenossen auszeichneten, und zum Gegenstand allgemeiner Verehrung machten. Kein Mißlingen seiner Pläne, keine Thorheit seiner Feinde – und Freunde, keine Noth ist im Stande gewesen, seinen Muth zu brechen, seine Berufstreue zu erschöpfen. Bis zum letzten Tage seines Lebens stand er ungeschwächt und zu jedem Kampfe bereit, ja seine Zuversicht und seine Hoffnungen wuchsen mit den Bedrängnissen, die seinem Werke sich entgegenstellten und im sichern Vorgefühl eines redlichen Sieges bekannte er noch kurz vor seinem Tode freudig vor seinen Freunden, daß just unter den schlimmen Zeichen der Gegenwart seiner Lehre neue Freunde und Anhänger gewonnen worden seien. Mit dieser Siegesfreudigkeit ist er zu dem Frieden Gottes eingegangen. –

Ich habe mich wohl ein wenig gehen lassen in meiner Schilderung? Werden Sie zürnen, daß ich nicht kurz gewesen bin und im Anschauen des Seelenbildes eines großen und guten Menschen den nächsten Zweck dieser Zeilen vergessen konnte? Ich muß nun schon meinen Bericht über die Kindergärten für einen zweiten Brief aufsparen. Erzählen Sie nur immer Ihren Kindern vom guten Vater Fröbel; bald hören Sie Mehr von ihm. Mit herzlichen Grüßen etc. etc.




Aus der Menschenheimath.

Briefe
Des Schulmeisters emer. Johannes Frisch an seinen ehemaligen Schüler.
Fünfter Brief.
Die Zauberer der Thierwelt.

Wenn ich von Zauberern, von Zauberei spreche, so weißt Du von selbst, mein lieber Freund, daß ich dabei nicht an Uebernatürliches denke, an eine besondere, die Naturgesetze übersteigende Macht. Denn Du weißt auch, daß ich die Macht der Naturgesetze über Alles hochschätze und mich in Demuth vor ihnen beuge. Und dennoch will ich Dir jetzt von Zauberern der Thierwelt erzählen? – So ist es! und Du wirst finden, daß es mit dieser Zauberei geht wie mit aller Zauberei – daß es dabei ganz natürlich hergeht, das heißt,

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_061.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)