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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

Und 1797 „Ich kann nie von Ihnen gehen, ohne daß etwas in mir gepflanzt worden wäre, und die schönste und fruchtbarste Art, wie ich unsere wechselseitigen Mittheilungen benutze, ist immer diese, daß ich sie unmittelbar auf die gegenwärtige Beschäftigung (die Arbeit an Wallenstein) anwende und gleich productiv gebrauche.“

An Prof. Meyer[WS 1] endlich schreibt er am 21. Juli 1797 über Göthe: „während wir Andern mühselig sammeln und prüfen müssen, um etwas Leidliches hervorzubringen, darf er nur leis an dem Baume schütteln, um sich die schönsten Früchte, reif und schwer, zufallen zu lassen. Es ist unglaublich, mit welcher Leichtigkeit er jetzt die Früchte eines wohl angewandten Lebens und einer erhaltenden Bildung an sich selbst einerntet, wie bedeutend und sicher jetzt alle seine Schritte sind, wie ihn die Klarheit über sich selbst und die Gegenstände vor jedem eiteln Streben und Herumtappen bewahrt.“




Blätter und Blüthen.

Menschenhandel in Egypten. Als ich gestern von der Jagd an’s Ufer zurückkam – erzählt Gentz[WS 2] in seiner schon erwähnten Reise[WS 3] – fand ich ein Sklavenschiff, das aus dem Sennaar[WS 4] kam, gelandet. Der Herr des Schiffes hielt mich für einen Türken und wurde in diesem Glauben noch bestärkt, da mein Reisegefährte von Zeit zu Zeit einige türkische Worte, die er in Constantinopel gelernt hat, hören ließ. Ich unterhielt mich mit ihm, so gut es ging, arabisch; er erzählte, daß er aus Kartum käme, wo er die deutsche Expedition angetroffen, welche seit acht Monaten von Cairo abgereist ist, um die Quellen des Nils zu entdecken. Ich drückte den Wunsch aus, einige Sklaven zu kaufen; er zeigte mir alle; sie waren sehr jung. Unter den Mädchen befanden sich drei von einer mir unbekannten Race, wahrscheinlich aus der Gegend von Abyssinien. Die eine von ihnen zeichte sich durch eine wunderbare Schönheit aus. Von Farbe war sie fast schwarz und ohne Flecken, die sich häufig bei den Negern finden; die Haut war sanft wie Sammet, die Form der Gesichtszüge so edel, daß nicht die geringste Analogie der Negerformation sich zeigte; die Bildung der Nase im Gegentheil zeigte fast den römischen Typus; der Blick der Augen war von einem Adel, der niemals den Negersklavinnen eigen ist. Man befindet sich in einer seltenen Lage, vis à vis einem Sklavenhändler, dessen Waare zu kaufen man vorgiebt, wenn er einem ein schönes, junges Wesen vorführt, für das man leicht eine große Affektion fühlen könnte, und ihr gebieten sieht, alle ihre Reize zu enthüllen. So lässt er sie den Mund öffnen, um die Vortrefflichkeit der Zähne zu zeigen, alle Bewegungen mit Armen und Füßen machen, um zu constatiren, daß alle Gelenke ihre Funktionen verrichten. Die Negerinnen sind ziemlich unempfindlich bei all diesen Operationen; nicht so die edlere Race der Abyssinierinnen, der Schan-Gallas und der Barabras[WS 5]. –

Kauft man eine Sklavin, so hat man das Recht, dieselbe während dreier Tage bei sich zu behalten, ihre Vorzüge und Mängel gründlich zu studiren, und kann sie dann, wenn man an ihr unangenehme Eigenschaften entdeckt, dem Sklavenhändler zurückgeben. Schnarcht sie vielleicht dem Herrn, der sie kaufen will zu stark, so ist dies ein vollgültiger Grund, die Stipulation[WS 6] rückgängig zu machen. – Die schöne liebenswürdige Sklavin erinnerte mich an einen Spruch des weisen Salomon, welcher Frauenschönheit zu würdigen verstand; er läßt die Geliebte sprechen. „Ich bin schwarz, aber gar lieblich, ihr Töchter Jerusalems.“ –

Ich machte dem Mädchen eine kleine Goldmünze zum Geschenk, welche sie mit vielem Zaudern annahm, während die Negerinnen sich vordrängen, um ein Geschenk zu erhaschen. Die Sklavenhändler behandeln diese armen Geschöpfe so gut wie möglich, besonders so lange, bis sie in Cairo angekommen sind, aus Furcht, daß sie ihnen fortlaufen; nur die Männer bindet man je ein Dutzend an eine lange Stange mit den Händen, und läßt sie so vor der Karavane einher laufen; den Mädchen schwatzen sie vor, daß sie große Damen in den Harems der reichen Paschas werden würden; oft ist dies der Fall, und dann befinden sie sich in einer Lage, die manche Schöne unserer Länder beneiden würde. Die Sklaven in den Ländern der Muselmänner genießen – man muß dies gerechterweise anerkennen – ein unendlich besseres Loos, als die Sklaven der amerikanischen christlichen Kolonien der Spanier und übrigen Völker. – Einen sehr netten und hübschen Jungen kann man hier für 10–40 Thaler kaufen. Als ich ein kleines Dorf in der Nähe Philoë’s passirte, bot man mir allerhand Sachen zum Kauf an, Datteln, Hühner, Lanzen, Schilde aus der Haut des Hippopotam, und unter Anderm ein kleines Mädchen von 1 1/2 Jahren etwa, dessen die Mutter sich gern um 2 oder 3 Thaler entledigt hätte. –




Avis für reiche Auswanderer nach Amerika. Kaum glaublich ist es, wie gut gestellt und verwöhnt dort die Dienstmägde sind. Ist gleich keineswegs, wie von Manchen erwähnt wird, es allgemeiner Gebrauch, diese mit an dem Tische der Hausherrschaft speisen zu lassen, müssen sie vielmehr in den Häusern der Vornehmen ihre Mahlzeiten in der Küche verzehren, so wird doch für sie nicht besonders gekocht, sondern sie bekommen ihren Theil von den Speisen der Herrschaft, dazu einen Lohn, der mindestens monatlich drei Dollar beträgt. Ein Mädchen, das aber nur etwas gewandt ist, bekommt monatlich vier bis fünf Dollar. Versteht dasselbe dagegen das Kochen oder Nähen, so erhält es sechs bis acht Dollar. So ist es wenigstens in den östlichen Staaten. Ob sich’s im Innern anders verhält, weiß ich zwar nicht, bezweifle dieses aber, weil in den Küstengegenden durch die Menge von Einwanderern es nicht an Mädchen gebricht, wogegen es im Innern an solchen mangelt. Nur in den sklavenhaltenden Staaten tritt ein anderes Verhältniß ein, indem die Sklavinnen von den Eigenthümern als Dienstmägde gegen niedrigern Lohn vermiethet werden. Nun sind die Stoffe der Kleidungsstücke, namentlich die baumnwollnen und wollnen, in den Vereinigten Staaten fast wohlfeiler als in Deutschland; nur das Macherlohn ist theuer. Gleichfalls sind die Schuhe,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Heinrich Meyer, Schweizer Maler und Kunstschriftsteller (1760–1832) (Quelle: Wikipedia)
  2. Karl Wilhelm Gentz (1822-1890), deutscher Maler (Quelle: Wikipedia)
  3. „Briefe einer Reise nach Ägypten und Nubien 1850/1851“, Berlin 1853
  4. Sannar, Bundesstaat im Südosten des Sudan (Quelle: Wikipedia)
  5. Historische Bezeichnung für Nubier (Quelle: englische Wikipedia)
  6. Vertragstyp des römischen Rechts (Quelle: Wikipedia)
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_065.jpg&oldid=- (Version vom 15.4.2020)