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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

und links um mich: bscht, bscht, Ruhe, und das gefiel mir gleich gar nicht; ich drückte mich daher noch vor Schluß des Concerts, denn sonst hätten sie mir vielleicht auch noch das Niesen verboten, und wanderte allein dem Waldschlößchen zu, da es mir nicht möglich gewesen war, einen meiner Tischgenossen unter dieser von Tabakwolken umhüllten Menschenmasse zu entdecken.

„Kommt’s denn nicht bald schlimmer?“ frug gähnend der alte Oberförster, dem die Geschichte anfing langweilig zu werden.

(Schluß folgt.)




Das glückliche Thal.

San Francisco im Jahre 1849.

Californien, das zweite große Goldgefilde, das nach der Entdeckung Amerikas entdeckt worden ist, ist ein Land der Wunder und des Fortschritts. Noch im Anfange dieses Jahrhunderts gehörten mehrere Menschenalter dazu, um eine Stadt oder wohl gar einen Staat zu gründen. Aber auf den Rädern der Dampfkraft geht der Wagen der Industrie so schnell, als Jahrhunderte zu Jahren, Jahre zu Tagen werden, zumal seit der Dampf zugleich die entferntesten Erdtheile in die bequemste und schnellste Verbindung bringt. England und Amerika legten auf diesen Dampfrädern während des letzten Vierteljahrhunderts einen Weg zurück, wozu früher drei ganze Jahrhunderte nicht gereicht haben würden.

Die Entdeckung des Goldes in Californien und Australien beschleunigte dieses Rennen und Laufen zu einem fieberhaften Rasen und Raufen in Industrie und Handel. In diesem fieberhaften Golddurste ward es den Engländern und Amerikanern, oder wie man sie zusammen nennt, den Angel-Sachsen – möglich, unglaubliche Wunder zu thun. Für den nüchternen Verstand haben ihre Thaten beinahe etwas Wahnsinniges und Dämonisches, als hätt’ ihnen der Teufel des Mittelalters geholfen, der sich es zuweilen, um eine Seele zu gewinnen, ungeheuer sauer werden ließ und z. B. einmal vor einem mit vier Pferden bespannten Wagen das Pflaster aufriß und es hinter ihm sogleich wieder zumachte, während die Pferde im vollen Carriere über die lockere Erde liefen. Die Angel-Sachsen haben in Californien und Australien mit Indiern, Chinesen und Vertretern aller Nationen der Erde ein goldenes Zeitalter eröffnet, welches das Unterste thatsächlich zu oberst zu kehren und die Weltgeschichte zu unseren Gegenfüßlern entführen zu wollen scheint. Dort ist freilich Alles zu golden, als daß sie, die sich immer viel mit Eisen, Blei, Schwefel, Kohlen und Salpeter abgab, es lange aushalten könnte, wenn sie hinzöge. Auch geht dort Alles zu schnell, als daß man’s noch Geschichte nennen

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_180.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2020)