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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

dar; die Zugluft durch den Ofen ist für uns die eingeathmete atmosphärische, sauerstoffhaltige Luft; das Feuerungsmaterial (Holz, Kohlen, Torf) wird im menschlichen Körper vom Eiweiß, Fett und von den Mauserstoffen gebildet; der Rauch und die Asche gleicht der Kohlensäure in der ausgeathmeten Luft. Wie leicht die Ofenfeuerung durch Nichtbeachtung der dazu erforderlichen Dinge in Unordnung geräth, ist allgemein bekannt, dasselbe ist aber noch leichter beim Athmungsprozesse der Fall. Der Mensch halte also in seinem Körper wie in seinem Zimmer auf einen guten reinen Ofen, auf einen richtigen Luftzug in demselben und heize ordentlich (nach Bedürfniß) ein.

(Bock.)  


Blätter und Blüthen.

Nun hört wirklich Alles auf! Ein Bonner Privatdocent, Dr. H. Schauenburg hat unter dem Titel „Tischrücken und Tischklopfen“ ein Schriftchen herausgegeben, das besonders über das Tischklopfen Dinge erzählt, die in der That mehr als fabelhaft klingen. Man weiß nicht, ob man über dergleichen lachen oder sich ärgern soll. Das Fabelhafteste aber dabei ist, daß mehrere bekannte Autoritäten, der Doctor Simrock, Hoffmann von Fallersleben, Dr. Schade und ein gewisser Herr Neusser das Erzählte, wenn auch mit ausweichenden Phrasen, als wahr mit ihren Unterschriften bestätigen. Man höre nun den Herrn Doctor Schauenburg selbst:

Wichtiger und noch schwerer zu erklären sind die nun folgenden Versuche, bei denen der Tisch durch Klopfen, d. h. durch regelmäßiges und rhythmisches Heben und Senken gewisse Zahlen angab, als Antwort auf bestimmt ausgesprochene Fragen. Ein Unterschleif war unmöglich, insofern das auffallende Zustimmen der erfolgten Zahlen mit der vorher gewußten oder nachher ermittelten Wahrheit auch noch vor jeder Erklärung steht.

Erste Frage: „Wie viel Personen stehen um dich, Tisch?“ – Die erfolgende Antwort 3, 4 oder 7 wurde jedes Mal richtig durch das Klopfen angegeben.

Zweite Frage: „Wie viel Uhr ist es?“ – Es erfolgte ein fünfmaliges Klopfen und im Augenblick darauf schlug es von der Münsterkirche fünf.

Dritte Frage: „Wie viel Kinder hat die Frau B.?“ – Die Antwort sieben war richtig.

Vierte Frage: „Wie viel Viertel ist es nach 8 Uhr?“ – Es erfolgte dreimaliges Klopfen und meine Uhr zeigte richtig 1/4 vor 9 Uhr, wovon sich alle Anwesenden überzeugten.

Fünfte Frage: „Wie viel Jahre ist Caspar (Sohn des anwesenden Herrn Professor Simrock) alt?“ – Die Antwort war richtig.

Sechste Frage: „Wie viel Ringe hat die Frau Dr. Schauenburg an den Händen?“ – Die richtige Angabe erfolgte.

Siebente Frage: „Wie viel ist die Hälfte von 14?“ – Hier wurde zuerst elfmal geklopft, bei der zweiten strengeren Frage erfolgte aber die richtige Auflösung dieses Rechnenexempels.

Diese Fragen nach zukünftigen Dingen wurden aus Delicatesse von der Gesellschaft nicht weiter gestellt, da es doch immerhin möglich ist, daß Antworten auf dergleichen Fragen Verdrießlichkeiten zur Folge haben. Aber es wurde nach Dingen gefragt, die nur Einem oder Keinem aus der Gesellschaft bekannt waren. Z. B.

Achte Frage: „Wie viel Kinder hat die Schwägerin des Herrn Professor in N.?“ – Die Antwort zwei war richtig.

Die neunte Frage: Wie viel Kinder hat der Herr Professor selbst, wurde, statt mit 4 mit 6, also falsch beantwortet. –

Zehnte Frage: „Wie viel Jahre alt ist die Mademoiselle X?“ – Die Antwort 37 scheint richtig, wenigstens vermutheten dies alle Anwesenden nach dem Taufscheine, den die genannte Dame im Gesichte trägt.

Elfte Frage: „Wie viel Knäufe hast du in deiner Fußsäule?“ – Als ich diese Frage aussprach, stand die Gesellschaft um den Tisch, daß es unmöglich war, nach der Säule hinzusehen, um die Knäufe zu zählen. Ich so wenig wie irgend ein Anderer kannte die Zahl. Es erfolgte durch Klopfen die Angabe dreizehn, und als wir nun den Tisch emporhoben und mit der gespanntesten Erwartung nachzählten fand es sich, daß die Säule wirklich aus dreizehn Knäufen in dem Mittelstück bestand.

Andere ähnliche Fragen wurden ebenso richtig beantwortet. Er habe eine Säule und drei Füße u. s. w. – Auf die Frage: wie viel Thaler hast du gekostet, kam die richtige Antwort zwei, und „wie viel bist du jetzt noch werth?“ – Einmaliges Klopfen.

Die Gesellschaft war zu verständig, um ernsthafte Dinge aus der Zukunft zu fragen. Man erinnerte mit Recht an das nun schon mehrtägige Kranksein einer Dame in Cöln, die nach den ihr noch bevorstehenden Lebensjahren gefragt hatte und dann, als der Tisch zu klopfen anfing, ohnmächtig zur Erde gesunken war, sofort nach Hause gefahren werden mußte und sich noch immer nicht von der erlittenen Gemüthsalteration erholen kann. Man fragte nur nach Dingen, die zur Erheiterung beitragen konnten, die vielmehr das innerliche Grauen, welches bei einigen der Damen sich unverkennbar kund gab, wieder in Heiterkeit umwandeln konnten. Um die körperliche Nachwirkung bei Mehreren war ich wirklich in Sorge, und bat sie, andern Tags die Experimente nicht zu wiederholen, da das ihrer Gesundheit nachtheilig werden könne. Wir stellten die Fragen ein und ließen den auf die Platte gelegten, also umgekehrten Tisch, die zuerst genannten Bewegungen machen, die ebenso erfolgten, wie beim richtigen Stehen, aber nicht fortgesetzt werden durften, weil die Politur verdarb. Wir legten ihn auf die Seite und ließen ihn nach flüchtig gebildeter Kette hin- und herrutschen, was richtig und ganz so, wie wir es wollten und erwarteten, ausgeführt wurde. Wir schroben die Platte ab und legten sie mit der polirten Seite auf eine Mahagonifläche, jede Bewegung trat ein; selten, daß die Richtung nicht diejenige war, die der Eine und der Andere, der an der Reihe war, sich gedacht hatte.

Wir wiederholten später alle Versuche an einem neuen Mahagonitisch mit ovaler Platte von circa 4 Fuß Längendurchmesser

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_187.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2020)