Seite:Die Gartenlaube (1853) 192.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

Bausteine zu einer naturgemäßen Selbstheillehre.

I.
Keine Apotheken mehr!

Aber auch fort mit den Quacksalbern, mit Magnetiseuren und Somnambülen, mit Amuletten und Geheimmitteln. So lange dieser Hokuspokus und Betrug noch existirt, wird die Menschheit niemals ordentlich gesunden; so lange der Mensch nicht schon in der Schule Kenntniß von seinem Körper bekommt, wird er sich fortwährend selbst die Gesundheit und das Leben untergraben; so lange die Aerzte ihren Nimbus als heilende Engel zu erhalten streben und nicht lieber im Gefühle ihrer menschlichen Schwäche anstatt des Curirenwollens von Krankheiten dieselben dadurch zu verhüten suchen, daß sie die Menschen mit denjenigen Bedingungen und Gesetzen bekannt machen, durch welche der Körper gesund, kräftig und schön erhalten und gegen die vielen krankmachenden Einflüsse geschützt werden kann, so lange wird auch das allopathische, homöopathische und isopathische, hydropathische, dynamische, schrothsche, rademachersche, sympathische, mystische und gymnastische ärztliche Gaukelspiel noch Manchem Geld und Gesundheit, wo nicht gar das Leben kosten.

Es ist wahrlich merkwürdig, wie Curirer und Curirtseinwollende seit Jahrhunderten so hartnäckig an Heilmitteln hängen, die zur Zeit der Noth fast immer im Stiche lassen. Es verhält sich aber hier ganz wie bei der alten Großmutter-Regel vom Einflusse des Mondes auf das Wetter. Trifft nämlich zufällig einmal die Witterungsveränderung mit dem Mondwechsel zusammen, dann ist der Mond natürlich Schuld daran und man staunt dessen wetterverändernde Kraft an; ändert sich aber das Wetter zehnmal und hundertmal dabei nicht, dann hat wahrscheinlich der Mond gerade keine Macht gehabt, das Wetter zu ändern und die alte dumme Regel bleibt baumfest stehen. Wer die Augen gehörig aufmachen kann, sollte doch wirklich sehen, wie trotz der gerühmtesten und angeblich sichersten Heilmittel, deren es eine Unzahl gibt, die aber noch von Tage zu Tage wie eine gefahrbringende Lawine wächst, die Masse der Kranken fortwährend zunimmt; wie der Leberthran die Zahl der Schwindsüchtigen noch durchaus nicht gemindert hat, wie Kinder am Scharlach und an sogenannten Hirnkrämpfen trotz Calomel und Blutegel in Menge dahin sterben, wie den Hunderten von Arzneibüchsen in den Apotheken zum Hohne und zur Freude der Apotheker, der Brunnenärzte in den Bädern, der Kaltwasserdoctoren und der mit Geheimmitteln handelnden Buchhändler, die große Mehrzahl der Menschen bleich und

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_192.jpg&oldid=- (Version vom 2.1.2023)