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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

da außen auch alt und fremd geworden sein. – Im Hause selbst ist Alles blank und sauber, aber sehr einfach-bürgerlich, oder noch besser gesagt: wohlhabend frisch und die Schwarzwälder Uhr gehört so ganz dahin.

Und wie ein Bauer trat Vater Arndt mir entgegen: im kurzen, blauen Bauernkittel, gegen den nur seltsam das schneeweiße Halstuch abstach. Dies harmonirte aber mit dem noch starken weißen Haupt- und Barthaar. Es war eine Lust, den edeln Greis zu sehen: 84 Jahre haben ihn zwar klein und knochig-mager gemacht, auch etwas nach vorne gebeugt, aber sein Tritt ist noch fest, seine Bewegung noch stramm, sein wie mit einem Spinnennetze überzogenes faltiges Gesicht noch roth und frisch; das sonst etwas zusammengelegte Auge blitzt noch hell und scharf auf bei jeder Erregung; die Stimme ist noch stark, ja mächtig und sein Händedruck fühlt sich wohl noch einige Augenblicke nach. Mir war’s, als tränke ich alten Rheinwein, wie er mir die Hand gab. Wir kamen nun natürlich sofort auf den Staat der Gegenwart und Zukunft, auf Deutschlands Wohl und Wehe, auf sein Hoffen und Fürchten. Da sah ich denn nun bald, daß auch sein Herz noch jung geblieben, daß er noch lieben und hassen, noch singen und donnern konnte, und daß er noch felsenfest glaubte an des Vaterlandes Zukunft. Wie ist das rührend und Ehrfurcht erweckend bei 84 Jahren! Da kann man unmöglich spotten, wenn die 84 Jahre den Denker etwas bedrückt, die Begriffe etwas ineinandergeschoben und die Consequenzen etwas sonderbar gemacht haben. So sprach denn der ehrwürdige Herr mehr im Drange der Gefühle, des Herzens und der Phantasie, und wenn er dazu mit den Fäusten auf den Tisch schlug und die Stimme furchtbar erhob, nun auch das war rührend. – Bedeutungsvoll war mir sein Ausspruch, als wir von einem berühmten Kriegsmann der Gegenwart sprachen: „Wir brauchen mehr als einen großen Kriegsmann; wir brauchen einen Helden und zu einem Helden gehören große Gedanken!“ Am heftigsten flammte Arndt auf, als von Schleswig-Holstein die Rede war; noch kurz vorher hatte er diesem Lande ein Lied geschrieben, ein starkes, flammendes Lied; er weinte dazu. „Sehen Sie, ich hatte schon den Muth es zu schreiben, aber es hat Niemand den Muth, es zu drucken.“ –

Der alte Herr dichtet und arbeitet überhaupt noch jeden Tag für die ihm stets so theure Sache seines Vaterlandes und dessen Einheit; indessen wird jetzt wenig mehr davon gedruckt, was ihn aber nicht abhält, immerfort zu arbeiten. Dabei bebaut er sein kleines Besitzthum mit eigener Hand und macht jeden Tag tüchtige Spaziergänge, dies fast immer im blauen Bauernkittel. In der Stadt trägt er noch stets den alten deutschen Rock, mit kurzem, aufrechtstehendem Kragen und einreihigen Knöpfen. Dazu oft Pantoffeln über weißen Strümpfen, mit sehr kurzen Hosen. Eine Frau v. H. erzählte, daß er bei ihr in Pantoffeln Visite gemacht habe, wenn das Wort „Visite“ überhaupt bei ihm angewendet werden darf. – Jeden Tag liest der alte Herr noch eine Menge Zeitungen und zwar mit den 84jährigen Augen ohne Brille. Selbst Geschriebenes ohne Brille. – Bei dem Zeitungslesen ist es gefährlich, mit ihm anzubinden; er geräth dann leicht in einen fast nicht enden wollenden Redezorn und um ihn her liegen dann Zeitungen in Stücken oder zusammengeballt. Das kann aber nicht die Liebe, die Verehrung, die Pietät stören, mit der er als „der alte Arndt“ überall empfangen und behandelt wird.




Das Material zum großen Weltenbaue.

(Zweiter Artikel.)

Zum Aufbaue unserer Erde, sowie auch zur Erschaffung von Menschen, Thieren und Pflanzen tragen, wie im früheren Aufsatze angeführt wurde, eine große Menge von Metallen bei, d. h. von festen dichten Körpern (mit Ausnahme des Quecksilbers), die jedoch meistens bei mehr oder minder hohen Temperaturgraden in den tropfbarflüssigen und einige sogar in den gasförmigen Zustand übergehen (schmelzen und sich verflüchtigen). Viele dieser Metalle sind krystallisirbar, die meisten undurchsichtig, dehnbar, schwerer als Wasser, von eigenthümlichem Glanze und mit Leitungsvermögen für Wärme und Electricität versehen. Diese genannten Eigenschaften kommen aber nicht etwa allen Metallen und auch nicht in demselben, sondern in sehr verschiedenem Grade zu, weshalb sich auch eine erschöpfende Erklärung von Metall nicht geben läßt. So schmelzen einige Metalle schon unter der Siedehitze des Wassers (80°), während andere über 1000 Grade Hitze zum Schmelzen brauchen. Quecksilber verdunstet (verflüchtigt sich) schon bei gewöhnlicher Temperatur, während die meisten Metalle bei den gewöhnlich anzuwendenden Hitzegraden feuerbeständig sind. Am dehnbarsten sind: Gold, Silber, Kupfer, Platin und Eisen; am schwersten wiegen Platin, Gold und Wolfram, am leichtesten die Metalle der Alkalien; die besten Leiter für Wärme und Elektricität sind Kupfer, Silber und Gold.

– Zu dem Sauerstoffe haben die Metalle eine große Verwandtschaft und bei weitem die meisten kommen in der Natur mit diesem Stoffe verbunden, als Metall-Oxyde, vor; nur die edlen Metalle findet man in der Natur nie in dieser Verbindung. Nächst dem Sauerstoffe ist Schwefel derjenige Körper, mit welchem man die unedlen Metalle am häufigsten verbunden antrifft (als Schwefelmetalle: Kiese und Blenden, mit einem metallischen oder nichtmetallischen Glanze und gewöhnlich von messinggelbem Ansehen. Die Verbindungen

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 315. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_315.jpg&oldid=- (Version vom 13.4.2020)