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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

darzustellen; vorzüglich benutzt man diese Fähigkeit zur Gewinnung von Gold und Silber. Eines Amalgams aus Quecksilber und Zinn bedient man sich zum Belegen des Glases, welches dadurch zum Spiegel wird. Die Dämpfe des Quecksilbers, sowie die Verbindungen desselben äußern auf den menschlichen Körper eine sehr giftige Wirkung (erzeugen Speichelfluß), werden aber trotzdem als Heilmittel angewendet (wie das Calomel, der Sublimat und das Präcipitat). Das Knallquecksilber, welches zum Füllen der Zündhütchen gebraucht wird, besteht aus Quecksilberoxyd und Knallsäure.

Silber kommt in der Natur ziemlich häufig und zwar theils gediegen, theils mit Schwefel oder andern Metallen verbunden vor. Dieses Metall ist härter als Gold, weniger hart als Kupfer, schmilzt in nicht allzugroßer Hitze und ist so weich und dehnbar, daß es in äußerst dünne Blättchen geschlagen und in sehr feinen Draht ausgezogen werden kann. Die verbreitetste Anwendung des Silbers ist die zu Münzen, Geräthen, Zierrathen und Instrumenten. Wegen seiner Weichheit wird das Silber aber stets mit Kupfer legirt, wodurch es größere Härte bekommt. Das Verhältniß des Kupfergehaltes zum Silber wird in der Weise ausgedrückt, daß man von einer bestimmten Gewichtseinheit vollkommen reinen Silbers (Feinsilbers) ausgeht. Eine solche Einheit ist die Mark, welche 16 Loth wiegt. Man nennt nun ein Silber 13löthig, wenn in 16 Loth nur 13 Loth Silber und 3 Loth Kupfer vorhanden sind, 14löthig, wenn es 14 Loth Silber und 2 Loth Kupfer enthält. Gewöhnlich wird 13- und 14löthiges Silber verarbeitet. – Von den Verbindungen des Silbers ist nennenswerth: das salpetersaure Silberoxyd oder der Höllenstein; ferner das Knallsilber oder knallsaure Silberoxyd, welches zu Knallerbsen und Knallfidibus, nicht aber zu Zündhütchen verwendet wird; die Verbindungen mit Jod, Brom und Chlor, welche wegen ihrer leichten Zersetzung durch das Licht zum Daguerreotypiren gebraucht werden.

Gold findet sich fast nur gediegen, häufig mit Silber verbunden, und zwar lose in Körnern, Blättchen oder Klumpen, im Sande vieler Flüsse und im aufgeschwemmten Lande, sowie in Urgesteinen. Afrika, Ungarn, der Ural, Südamerika und Californien liefern die größte Menge des Goldes. Das Gold ist unter allen Metallen das dehnbarste und geschmeidigste, wird weder von der Luft noch von Säuren verändert und kann nur von freiem Chlor aufgelöst werden, weshalb man sich des Königswassers (eines Gemenges von Salpetersäure und Salzsäure) zu seiner Auflösung bedienen muß. Da dieses Metall viel zu weich ist, um ganz rein verarbeitet werden zu können, so wird es mit Silber oder mit Kupfer legirt und gewinnt dadurch an Härte. Mit Silber verbunden bildet sich die weiße, mit Kupfer die rothe, mit beiden Metallen die gemischte Legirung oder Karatirung. Eine Mark feines Gold wird nämlich in 24 Karat getheilt und 24karätiges Gold ist demnach feines Gold, 23karätiges enthält dagegen 23 Karat Feingold und 1 Karat Kupfer oder Silber u. s. f. In Deutschland verarbeitet man 8-, 14- und 18karätiges Gold, in Frankreich 18-, 20- und 22karätiges. Die holländischen und österreichischen Ducaten werden aus 23karätigem, die preußischen und französischen Goldmünzen aus 213/4karätigem Golde gemacht.

Platin findet sich nur gediegen und zwar in geringer Menge im Platinerze, welches besonders in Südamerika im aufgeschwemmten Lande und am Ural in Form kleiner, rundlicher, metallglänzender, stahlgrauer Körper vorkommt. Es ist das schwerste aller Metalle, unschmelzbar und wie Gold nur im Königswasser löslich. Seiner Unschmelzbarkeit wegen und weil es von keiner Säure angegriffen wird, benutzt man das Platin zu chemischen Geräthschaften. In Rußland wurde es früher auch zu Münzen ausgeprägt.

In sehr fein vertheiltem Zustande stellt das Platin eine graue, sehr poröse Masse, den sogen. Platinschwamm dar, welcher die merkwürdige Eigenschaft besitzt, Gase in seinen Zwischenräumen zu verdichten und dadurch die chemische Verbindung solcher zu bewirken. Hierauf beruht die Anwendung des Platinschwammes zu den Wasserstoff-Feuerzeugen (s. früher bei Wasserstoff), bei welchen ein kleiner Strom Wasserstoffgas auf ein Platinschwämmchen geblasen, sich entzündet.

Am Schlusse dieses Aufsatzes bittet der Verfasser diejenigen Leser um Entschuldigung, welche sich bei der trockenen Aufzählung und Beschreibung der Grundstoffe gelangweilt haben, allein eine, wenn auch nur oberflächliche Kenntniß der wichtigsten dieser Elemente und ihrer Verbindungen kann Keinem erlassen werden, der Anspruch auf richtige Bildung machen und die spätern chemischen und medicinischen Aufsätze der Gartenlaube verstehen will. Es ist übrigens Pflicht eines jeden Menschen, welcher sich über das Thier erheben will, seinen Wohnsitz, die Erde, und die auf derselben herrschenden Gesetze und Vorgänge kennen zu lernen.

(B.) 




Blätter und Blüthen.

Blücher und zwei fränzösische Minister. Als Fürst Blücher 1815, Paris bedrohend, sein Hauptquartier von dem kaiserlichen Lustschlosse Meudon[1] weg nach dem bekannten St. Cloud verlegt hatte, stand ich am Nachmittage des 5. Juli gegen vier auf der Terrasse, die sich vor dem Schlosse ausdehnt.

Sehnsüchtig schaute ich hinüber nach den gewaltigen Häusermassen von Paris, aus deren einige seiner prachtvollen Monumente hoch emporragten, namentlich aber der zunächstgelegene Dom der Invaliden meine Blicke fesselte. Ich versetzte mich in Gedanken mitten hinein in das Labyrinth der Straßen, die ich mit stolzer


  1. Meudon ergänzt gem. Berichtigung auf Seite 342
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 329. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_329.jpg&oldid=- (Version vom 13.4.2020)