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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

Das Blut auf dem Boden wird entfernt, das todte Weibchen steht wieder da als wäre nichts geschehen und der Beduine liegt wieder lauernd in seinem Versteck. Nach Verlauf von ein oder zwei Stunden kommt das Männchen zurück, nichts ahnend von dem Vorgefallenen. Der Jäger drückt seinen zweiten sichern Schuß ab, und hat nun das Straußenpaar erlegt, und die Eier obendrein zur Beute. Bisweilen kommt es jedoch vor, daß das Männchen entweder durch das Knallen des das Weibchen tödtenden Schusses oder aus irgend einem andern Grunde alsbald in Bestürzung geräth und seinen Feinden rasch zu entfliehen sucht. Dann jagt der Strauß auf seinen hohen Beinen im Galopp davon, während er heftig mit den Flügeln schlägt und mit seinen Füßen nach hintenzu schwere Steine schleudert, von denen mehr als einer seinen Verfolger trifft und verwundet. Die außerordentliche Geschwindigkeit des Thieres ermüdet gewöhnlich den Jäger, allein wenn dieser aushält, so kommt es zuletzt zu einem erbitterten und wilden Kämpfe. Der Strauß ist in seiner Wuth wahrhaft fürchterlich; er entfaltet seine Flügel in ihrer ganzen Weite und bewegt sie mit grimmiger Hast; seine Füße wühlen in einem fort im Sande, und voller Geräusch wirft er ganze Wolken von Staub, Sand und Steinen um sich her auf, wodurch er seinen Verfolger irre zu führen und zu blenden sucht. Der Ausgang des Kampfes ist dem Strauße fast immer verderblich, nicht selten trifft sich’s aber, daß der Jäger seinen Sieg mit dem Verluste eines Auges bezahlt.




Zwei berühmte Hunde. Es ist bekannt, daß die amerikanischen Plantagenbesitzer noch heutigen Tages eine eigene Race Hunde ziehen und pflegen, welche zur Verfolgung der flüchtigen Negersklaven abgerichtet sind, und der scheußliche Grimm dieser Thiere gegen die dunkle Menschenhaut wird noch häufig genug benutzt. Diese Hunde stammen von jenen ersten Bluthunden ab, deren sich die Spanier, als sie das entdeckte Amerika eroberten, in ihren Kämpfen gegen die Eingebornen in so fürchterlicher Weise bedienten. Wie die Araber über ihre Pferde, so führten die Spanier über jene Hunde förmliche genealogische Stammbäume, und es gab unter ihnen Berühmtheiten, die jetzt noch nicht vergessen sind. Bezerillo (zu deutsch: das kleine Kalb) gehört zu den berühmtesten seines Geschlechts. Er war von fahler Farbe, und sein Name bezeichnete ihn nur insofern richtig, als er von der Größe eines Kalbes, war, während er eine riesige Stärke besaß. Sein Herr, Don Diego von Salazar, einer der ersten Eroberer von San Juan, das später in Puerto Rico umgetauft wurde, brachte ihn auf diese Insel mit, wo er zum Gewinn der dem Caziken Mabodomara gelieferten Schlacht nicht wenig beitrug. Doch war er immer noch nicht so wild wie sein Herr, denn eines Tages verschonte er eine sich bittend vor ihm niederwerfende Indianerin, auf die ihn sein Herr gehetzt hatte. Leoncillo (der kleine Löwe) war der würdige Sohn seines Vaters Bezerillo. Er ging mit Balboa, seinem Herrn, nach dem amerikanischen Continente. Balboa, der zu den weniger Grausamen der Spanier gehörte, hatte den kleinen Löwen so trefflich abgerichtet, daß er ihn auf seinen Ruf mitten im blutigsten Kampfe zum Stehen brachte. Während der berühmten Unternehmungen dieses Feldherrn auf dem Isthmus von Darien, welche endlich zur Entdeckung des stillen Meeres führten, leistete Leoncillo in den zahlreichen Gefechten wichtige Dienste und wurde der Schrecken aller Indianer. Er empfing regelmäßigen Sold wie ein Soldat und stets seinen Antheil an der gemachten Beute, bis er in einem Gefecht, von mehreren indianischen Pfeilen durchbohrt, den Tod fand. Die Indianer schlugen den Fall dieses, ihrer Race so verderblichen Feindes höher an, als wenn sie ein Dutzend Spanier erlegt hätten.




Die wahren Entdecker Amerika’s. Herr v. Humboldt hat vor einiger Zeit eine kleine Abhandlung veröffentlicht, in welcher er den geschichtlichen Beweis führt, daß das amerikanische Festland zuerst von dem Normannenfürst Leif, Sohn des Königs Erik der Rothe, entdeckt wurde, und daß die Normannen die Ostküste Amerika’s wahrscheinlich bis Florida hinab gekannt haben. Fünf Jahrhunderte später wurde das amerikanische Festland zuerst wieder von den beiden Cabots, Florentiner von Geburt, am 24. Juni 1497 unter englischer Flagge entdeckt. Columbus selbst betrat erst auf seiner dritten Reise (1. Aug. 1498) das Festland des neuen Welttheils. Daß dieser nach Amerigo Vespuccio genannt wurde, hat nicht seinen Grund in der gewöhnlichen Annahme, als habe der Genannte aus Eitelkeit und unlautern Motiven sich die Entdeckung zugeschrieben, sondern darin, daß seine veröffentlichten Beschreibungen von dem neuen Welttheil dessen Kenntniß am meisten in Europa verbreiteten, so daß zuletzt, ohne alles Zuthun von Seiten Amerigo Vespuccio’s der Name Amerika aufkam.




Berichtigungen.
Nr. 30, Seite 329, Spalte 1, Zeile 4 v. u. schalte nach dem Worte Lustschlosse ein: Meudon.
Nr. 30, Seite 330, Spalte 1, Zeile 1 v. o. lies Siegermiene




Im Verlage des Magazins für Literatur in Leipzig erschien:

„Wasser thut’s freilich!“
oder
Miscellen zur Gräfenberger Wasserkur.
Von
J. H. Rausse.
Vierte durchgesehene und verbesserte Auflage.
Preis: 1 Thlr.



Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 342. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_342.jpg&oldid=- (Version vom 13.4.2020)