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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

verheilt aber dieses Geschwür, nicht selten sogar bei der unsinnigsten Behandlung des Uebels, und hinterläßt, gerade wie ein zugeheiltes Geschwür auf der Haut, eine Narbe, die sich nach der Größe und Tiefe des Geschwüres richtet und manchmal den Magen zusammenzieben und sogar bedeutend verengern kann. In den meisten Fällen verschwinden sofort mit der Vernarbung des Magengeschwüres die Magenbeschwerden, vorzugsweise der Magenkrampf, und nur wenn eine recht große und tiefe Narbe zurückblieb, kommt die Magenverdauung sehr langsam oder auch niemals wieder in die gehörige Ordnung. Daß aber ein Magengeschwür die allergewöhnlichste Ursache des Magenkrampfes ist, läßt sich darum mit so großer Sicherheit sagen, weil fast stets heim Oeffnen (Section) solcher Verstorbenen, die während des Lebens an diesem Uebel litten, das beschriebene Geschwür oder, wenn der Magenkrampf gewichen war, die Geschwürsnarbe gefunden wird. – In solchen Fällen, wo nicht ein Geschwür oder überhaupt eine wunde Stelle die Ursache des krampfhaften Magenschmerzes war, da findet sich als solche entweder eine große Blutarmuth oder eine Entartung der Magenwand; beide Leiden verlangen dieselbe Behandlung wie das Magengeschwür und sollen hier deshalb nicht genauer beleuchtet werden.


Der Magen beim Magenkrampfe (im Durchschnitte).

a. Ein frisches Magengeschwür. b. Wunde und leicht blutende Stellen. c. Geschwürsnarben. d. Eingang in den Magen (Magenmund). e. Ausgang (Pförtner). f. Milz.

Wie ist der Magenkrampf zu heben? Gewiß wird auf diese Frage jeder Leser sofort antworten, daß wenn ein Geschwür die Schuld vom Krampfe trägt, dieses zum Zuheilen gebracht werden muß. Allerdings! aber wie ist dies zu ermöglichen? So ziemlich auf dieselbe Weise wie die Heilung eines Geschwüres auf der Haut; nämlich durch Reinhaltung und die größte Schonung des Geschwüres, sowie überhaupt desjenigen Theiles, an welchem dasselbe seinen Sitz hat. Daß ein inneres Arzneimittel beim Magengeschwüre eine solche Heilung zu bewerkstelligen im Stande sein sollte, ist geradezu unmöglich und nur der abergläubische Arzt, der bisweilen nach diesem und jenem Mittel den Schmerz auf einige Zeit verschwinden sieht, meint, daß dadurch auch das Grundübel, nämlich das Geschwür, geheilt werde. Doch dem ist nicht so! Dennoch bleibt die Anwendung eines schmerzstillenden Mittels, besonders des Opiums, für den Kranken von großem Vortheil, insofern er durch dasselbe die hauptsächlichste Beschwerde seines Leidens los wird. Die Vernarbung des Geschwüres, also die Radicalheilung, kommt jedoch nur auf diätetischem Wege zu Stande. Hierbei ist zuvörderst der Magen mit allen kalten, reizenden, blähenden und unverdaulichen Speisen und Getränken zu verschonen. Deshalb vermeide man vorzüglich Pfeffer,

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 457. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_457.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)