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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

Und nun hinauf zum Wagensitz,
Und nun hinab zum Thale,
Und mit dem ersten kleinen Spitz
Zum sonntäglichen Mahle.
     Wie Haus und Flur gemüthlich blinkt!
     Wie der geliebte Knötel winkt
Zu innigstem Behagen!
     Da sitzen sie nun Kopf an Kopf,
     und communistisch nur Ein Topf
Für all’ die weiten Magen.



Doch nun hinaus in buntem Kranz:
Hier flottes Kegelschieben,
Und dort ein kecker Geigentanz
Mit Streiten und mit Lieben!
     Und aus der Liebe kommt der Streit,
     Und durch die Prügel erst gedeiht
Das sonntägliche Feiern.
     So war es stets und wird es sein:
     Zum Sonntag müssen Prügel sein,
Im guten, alten Bayern!



Wer sie bekommt, ob Frau ob Mann, –
Man braucht’s nicht zu erfahren.
Man knüpft die Herzen wieder an
Mit ausgerauften Haaren.
     Und daß der Sonntag nichts verliert:
     Nun rasch noch ein’ge Maß riskirt,
Dann mag der Himmel walten.
     Doch wißt, der Teufel ist verschmitzt.
     Wenn Einer einen Rausch besitzt:
D’rum fest zusammenhalten.

So feste wie es eben geht,
Nach so und so viel Maaßen,
und wenn der Mond am Himmel steht,
Dann find’t man schon die Straßen.
     Man findet auch das off'ne Haus,
     Schläft seinen Rausch gemüthlich aus,
Und denkt der nächsten Feier
     Hin durch der Woche ernster Pflicht;
     Des Durstes Reue kennt er nicht,
Der gute, alte Bayer. –
 A. Schloenbach.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 517. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_525.jpg&oldid=- (Version vom 6.12.2019)