Seite:Die Gartenlaube (1856) 642.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
verschiedene: Die Gartenlaube (1856)


Die Inschrift der einen lautet:

     Mit Gott!!!
     In Gott!!!
     Durch Gott!!!
          Ist
Diese Kinder-Schule
     Gedacht
     Gefunden
     Angegeben
          Und
     Auf eigne Kosten
Zum Heiligsten!!!
Zum Theuersten!!!
Zum Ewigen Andenken
          An
     Tochter!!!
     Gattin!!!
     Freundin!!!
          Erbauet
          1822.

Schulhaus in Klein-Zschachwitz.

Die Inschrift der anderen lautet:      Hierbei Hat der Hr. Oberpfarrer M. Chr. Fr. Gerschner löbliche Thätigkeit bewiesen. Die Gemeinden von Groß und Klein-Zschachwitz, Tschieren, Sporbitz und Meislitz, so auch die Richter J. G. Schindler, F. L. Wieland, J. Kailich, J. G. Fritzsche und J. G. Ryssel haben sich sehr gutwillig finden lassen. Der Kunst-Gärtner des Fürsten Nicolaus Putiatin, Friedrich Graul hat seltenen Fleiß und Eifer an den Tag gelegt – und die Maurer- und Zimmermeister J. G. Eblich und Kegel haben das Ihrige brav gethan.

Möchte die Allmacht!!!
     Die Allgüte!!!
Dieses stille Vorhaben
     Segnen!!!

So wie diese Kinder-Schule gebauet worden und nun im Jahre 1823 dastehet, haben sich die obengenannten guten Gemeinden verpflichtet, dieselbe auf das beste zu unterhalten und im Fall des Unglücks auch SO wieder aufzubauen und werden es in GOTT christlich thun!!!

Besondre Aufsicht darüber führt der jedesmahlige Oberpfarrer      zu Dohna

     F:=N:=P:=

Der Eingang in das Schulhaus ist auf der entgegengesetzten, dem Walde zugekehrten Giebelseite. Im oberen Stockwerk ist die Wohnung der Schullehrers, im Erdgeschoß der große Schulsaal, mit allen nöthigen Requisiten, Bänken, Tafeln, Schränken und einer kleinen Orgel versehen. Im Schulsaal hängen, in Rahmen gefaßt, folgende Schulregeln, von denen ich nicht weiß, ob sie auch in andern Schulen zu finden sind, die aber in keiner fehlen sollten:

Schulregeln.

Das Erste, was du thust, wenn du erwachest früh,
Sei ein Gebet zu Gott, Kind, das versäume nie!
Nun stehe schleunig auf und biete guten Morgen
Den Eltern, die für dich mit treuer Liebe sorgen.
Dann wasch’ und rein’ge dich, zieh’ ordentlich dich an,
Unreinlich darfst du nie dich deinem Lehrer nah’n;
Du mußt zur rechten Zeit stets in die Schule gehen,
Sonst trifft die Strafe dich vorn an der Thür zu stehen.
Muthwillig darfst du auch niemals zu Hause bleiben,
Soll dich der Lehrer nicht in’s Buch der Faulen schreiben.
Wenn du zur Schule kommst, so lauf’ nicht hin und wieder,
Nein, ruhig setze dich auf deinem Platze nieder.
Tritt nun der Lehrer ein, steh’ auf und grüße ihn,
Die schuld’ge Hochachtung mußt du ihm nicht entzieh’n.
Wenn das Gebet beginnt, so falte deine Hände,
Andächtig sei dabei vom Anfang bis zum Ende;
Aufmerksam mußt du stets auf deinen Lehrer hören,
Bei seinem Unterricht nicht plaudern und nicht stören.
Wenn dich der Lehrer fragt, so überleg’ erst still
Und dann antworte laut, weil er’s so haben will.
Den Andern hilf nicht ein, hör’ ihnen lieber zu,
Sie wissen’s oft recht gut, selbst besser noch als du.
Was dir der Lehrer sagt, das thue stets mit Freuden,
Wer ungehorsam ist, muß seine Strafe leiden.
Mit Andern zanke nicht, verträglich sei vielmehr,
Der Zänker ist verhaßt und schadet sich gar sehr.
Hat man vor Andern dich zum Obern auserkoren,
Mach’ dich der Ehre werth, sonst geht sie dir verloren.
Wird zum besondern Fleiß dir etwas zugedacht,
Es werde pünktlich stets und ordentlich gemacht.
Gibt nun der Lehrer auch zum Lernen etwas dir,
So lern’ es bald und gut, sonst heißt es: du bleibst hier!
Was in der Schule ist, das darfst du nicht verletzen,
Denn wenn du Schaden machst, so mußt du ihn ersetzen.
Geh’ unterweges still und schrei und lärme nicht,
Sonst bringst du Schul’ und Ort in übeles Gerücht.
Die Leute grüße stets recht höflich und bescheiden,
Die Grobheit schändet dich und Niemand kann sie leiden.
Red’t dich ein Fremder an, so stehe nicht von ferne,
Tritt näher hin zu ihm und hör’ und dien’ ihm gerne.
Niemandem thue je etwas zu Leid und Schaden,
Auch im Verborg’nen nicht, denn es wird stets verrathen.
Sei schamhaft überall und keusch in deinem Herzen,
Du bist sonst nah’ dem Fall und schaffst dir bitt’re Schmerzen.
Die Wahrheit rede stets und wag’ es nie zu lügen,
Du kannst die Menschen wohl, doch niemals Gott betrügen!

Etwas ferner von der Schule ist der Spielplatz, auf dem ein offenes Gebäude mit Schaukeln steht, das die Inschrift trägt:

Faule und unartige Kinder werden nicht zugelassen.

Dort sollten die Kinder nach beendigten Schulstunden sich vergnügen.

Alljährlich wird noch das Fest der Einweihung der Schule an dem wiederkehrenden Gedächtnißtage, dem 10. September, gefeiert, wo die Kinder gespeist und ihnen Vergnügungen bereitet werden. Auch dies ist noch eine Stiftung des Fürsten.

E. L.




Vögel im Winter.

Während wir unsere Pelze und Winterkleider hervorsuchen, ziehen sich die Bäume und Blumen aus und halten ihre nackten Glieder kaltblütig dem beißenden Winter hin. Die entkleideten Zweige, Stengel und Aeste hüllen sich in Schlaf, in Todtenschlummer, in Reifröcke und Schneepelze. Da können sie’s wohl aushalten, bis der Frühling wieder Leben bläst und die inzwischen verrotteten Blätter und Blumen durch neubelebte Adern und Stämme zur Auferstehung in den Baumkronen wieder in die Höhe treibt. Aber was


Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1856). Ernst Keil, Leipzig 1856, Seite 642. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1856)_642.jpg&oldid=- (Version vom 15.9.2022)