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verschiedene: Die Gartenlaube (1857)

No. 32. 1857.
Die Gartenlaube.
Illustrirtes Familienblatt. – Verantwortl. Redacteure F. Stolle u. A. Diezmann.

Wöchentlich 11/2 bis 2 Bogen.   Durch alle Buchhandlungen und Postämter vierteljährlich für 15 Ngr. zu beziehen.


Einig!



Was preßt sich mir in’s Aug’ die Thrän’,
Was will mein Herz in Wehmuth schlagen?
O deutsches Reich, so herrlich und schön,
Dein denk’ ich aus alten vergangenen Tagen!
      Das war ein Volk, das war ein Land!
      Das war Ein Herz und Eine Hand –
So einig! So einig!

Das Banner glänzte hoch und hehr,
Wie Sonnenstrahl ob alle Lande –
An Siegen reich durchzog’s das Meer,
Vor ihm entflohen Schmach und Schande.
      Und was es so groß, so herrlich gemacht,
      Es war, daß damals das Volk gedacht
So einig! So einig!

Du deutsches Volk, Du deutsches Land,
Wie ist das nun so anders worden –
Kein Banner mehr in kräft’ger Hand
Und keins an eines Schiffes Borden!
      O war’ meine Stimme wie Donner so stark,
      Ich rief’s Dir erschütternd durch Bein und Mark:
Sei einig! Sei einig!

Sei’s Fürst und seien’s die Bürger all’,
Sie haben nur ein Werk zu wollen –
Das Land und die Einheit vor dem Fall
Im Glanze sie erheben sollen!
      Der Bauer am Pflug, der Fürst auf dem Thron,
      Ein Jeder bewähr’ sich als Landes Sohn;
Seid einig! Seid einig!

Ist’s besser denn, wenn ästezerstückt
Die Eiche in dem Haine lieget,
Als wenn sie sich, voll Kraft geschmückt,
Ein herrlicher Stamm im Sturme wieget?
      Nur Einheit, Kraft und Ehrlichdenken
      Und alle Schwerter müssen sich senken –
Seid einig! Seid einig!

Seid einig bis zum letzten Hauch –
Wer kann dann Deutschland widerstehen?
Und müßten wir denn sinken auch,
So soll der letzte Mann vergehen!
      Zusammen Ein Herz, Ein Sinn und Eine Hand –
      Und donnernd dröhnt’s durch Meer und Land:
Deutschland ist einig! Deutschland ist einig!

August Silberstein.


In guter und in böser Zeit.
Dorfgeschichte aus Franken von H. Nordheim.


Der Sonnabend Nachmittag in der Stadt und auf dem Lande hat immer ein anderes Ansehen, wie der von den anderen Wochentagen. Er ist gleichsam der Quartiermacher für den Sonntag. Wo fände der Sonntag seine Ruh’, wenn der Sonnabend nicht räumte, sorgte, ihm bettete?

In der Stadt ist das sonnabendliche Schaffen mehr im Innern der Wohnungen bemerklich. Der äußere Verkehr ist großartiger, da verliert sich die Verschiedenheit an diesem Tage mehr. Allein auf dem Dorfe erkennt man sie sogleich, sei es an den höher, aufgestriffelten Hemdärmeln der Frauen, an dem raschen Verkehr

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verschiedene: Die Gartenlaube (1857). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1857, Seite 433. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1857)_433.jpg&oldid=- (Version vom 19.2.2017)