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verschiedene: Die Gartenlaube (1864)

Sechs Jahre später reisten zwei katholische Missionäre durch die Tiefebene zwischen dem Zambesi- und Tschobestrom den ersteren stromaufwärts zu den Stämmen der Makololo. Beide waren deutsche Benedictiner; Einer von ihnen, eine hochgewachsene, würdige Gestalt, war vom Orden zur Sühne eines Verbrechens nach Afrika gesandt, der Andere, ein Klosterbruder, sein freiwilliger Begleiter. Die Wanderung durch jene fruchtbaren, aber ungesunden Landstriche war mit Anstrengungen und Leiden aller Art verbunden, denn das Dickicht von Papyrus und Rohr am Ufer war ihnen ein nicht minder gefährliches Labyrinth, als die fast undurchdringlichen Bananenwälder.

Der Pater ward vom Fieber ergriffen. Sein treuer Freund suchte und fand für den Erkrankten in der Hütte armer Banyetis Zuflucht. Nach einer lang durchwachten Nacht starb der Priester. Bevor er in den Armen seines Freundes verschied, dankte er diesem mit dem lateinischen Segenswort: Benedictus – – mehr ließ ihn der Todeskampf nicht sprechen.

Während im nahen Wirrsal der Palmen, Mangos und Bananen der tausendstimmige Gesang der Vögel begann, sprach der Mönch an der Leiche seines einstigen Priors das Todtengebet – Et lux perpetua luceat ei! Die Bewohner der Hütte aber erstiegen einen Felsen des Stromufers und mit ausgebreiteten Armen beteten sie an die Sonne, die purpurn jetzt über den Laubwogen emporstieg, die schöne, flammende Sonne, das ewige Licht!




Der deutsch-amerikanische Romantiker.

Charles Sealsfield.

Es war um die Zeit, da die kurze „mondbeglänzte Zaubernacht“ der modernen Romantik mit ihren täuschenden Lichtern und unbestimmten Nebelgestalten in unserm Vaterlande rasch ihrem Ende entgegenging, als plötzlich ein Unbekannter, ein Vermummter, unter die Gesellschaft der deutschen Dichter und Schriftsteller trat. Seine Rede war nichts weniger als gekämmt und geleckt; er sprach gehackt in abgerissenen Sätzen, sein drittes Wort war spanisch oder englisch, wohl gar Yankee-Englisch. Aber man horchte, man erstaunte, man ward hingerissen. Was der Unbekannte sagte, das glaubte man mit Augen zu sehen, was er geschrieben, das lebte. Die Personen in seinen Erzählungen traten so fremd und wild und doch gleichsam als alte Bekannte vor uns. Der Schauplatz war der nüchternste

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verschiedene: Die Gartenlaube (1864). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1864, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1864)_053.jpg&oldid=- (Version vom 22.8.2021)