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verschiedene: Die Gartenlaube (1864)

das Zink aus dem Zinkoxyd wieder herstellen, was durch Kohle zu bewerkstelligen ist; wir würden aber dabei finden, daß eine Kohlenmenge dazu nöthig wäre, welche, für sich verbrannt, mindestens ebensoviel Hitze gäbe, als der auf Umwegen erzeugte Wasserstoff beim Verbrennen liefert. Die galvanische Batterie müssen wir durch Eisen, Kupfer, Schwefelsäure und dergleichen speisen, allein die Erzeugung dieser Produkte kostet uns, wenn bei der Darstellung auch nicht das geringste Theilchen für uns verloren ginge, genau ebensoviel, als der Wasserstoff für Zwecke der Heizung werth wäre – und dies Resultat zeigen uns ebenso alle andern Verfahrungsarten der Wasserzersetzung.

Durch Hinterthüren und auf krummen Wegen läßt sich die Natur nichts abgewinnen, wohl aber verlieren wir dabei an Zeit und durch die unausgesetzte Ausstrahlung der Wärme während dieser Zeit auch an Kraft.

Unter Umständen kann allerdings eine solche Umwandlung Vortheile dringen, es muß aber dieselbe dann eine andere Krafterscheinung darbieten, Wärme muß z. B. in Licht sich verwandeln oder nutzbare chemische Processe hervorrufen, nicht aber, wie hier, Wärme, die billigste Form der physikalischen Kräfte, wieder in Wärme verwandelt werden.

Kohle und die kohlenstoffhaltigen Producte des Pflanzenreichs sind die einzigen natürlichen Brennmaterialien. Alle andern können wir uns erst mit ihrer Hülfe in verbrennbarer Form herstellen, während sie sich durch die nie mangelnde Licht- und Wärmestrahlung der Sonne aus ihren Verbrennungsproducten immer auf’s Neue und von selbst wieder erzeugen. Sie sind Sparbüchsen der Sonneneinwirkung (Insolation), welche wir zu unserm Nutzen leeren; alle andern sind bloße Drechselbänke, an denen wir Provision und Zinsen verlieren, – sie sind deswegen die billigsten und die Idee der Wasserzersetzung zu Zwecken der Wärmeerzeugung ist ein national- und universalökonomischer Unsinn, der mit dem perpetuum mobile genau auf gleicher Stufe steht.




Neue Gaunergenialität. Kürzlich flanirte ich auf den Boulevards, ein angenehmes Geschäft, dem man in Paris mit besonderer Vorliebe nachhängt. Von Weitem sah ich einen meiner Freunde in tiefer Trauerkleidung, was mich sehr erschreckte, aber er lächelte angenehm und verführerisch einer vorübereilenden kleinen Putzmacherin zu, und das beruhigte mich wieder, da es mir die Ueberzeugung beibrachte, daß die Veranlassung seiner Trauer ihn nicht für alle Freuden des Lebens abgestumpft hatte. Wir gingen aufeinander zu, und nach den üblichen Händedrücken erkundigte ich mich natürlich sogleich nach der Ursache seiner düstern Kleidung.

„O,“ erwiderte er, „es ist nichts, ich habe meinen Onkel verloren.“

„Gratulire, vermuthlich hast Du von ihm geerbt?“

„O nein, im Gegentheil! …“

„Wie so?“

Nun erzählte mir mein Freund die nachstehende Geschichte: „Mein armer Onkel – arm im eigentlichsten und weitesten Sinne des Wortes – starb vor mehreren Tagen. Ich, in meiner Eigenschaft als wohlhabender Verwandter, fühlte mich verpflichtet, ihn anständig bestatten zu lassen. Am Morgen jenes traurigen Tages und nachdem alle nöthigen Förmlichkeiten und vorgeschriebenen Weitläufigkeiten pünktlich erfüllt waren, begab ich mich in das Sterbehaus. An der Treppe hielt mich der Portier auf und reichte mir einen Brief, der eben angelangt und an den Verstorbenen adressirt war. Ich öffnete den Brief; er war in englischer Sprache geschrieben und sagte Folgendes:

‚Geehrter Herr!

Ich beeile mich, Ihnen anzuzeigen, daß der Zeitpunkt heranrückt, wo Sie der Gesellschaft (hier folgte der Name der Gesellschaft mit Angabe der Straße und Hausnummer) die Summe von Fcs. 99. Cts. 75. als jährlichen Beitrag Ihrer Lebens-Versicherungs-Prämie zu entrichten haben.

Es ist wohl kaum nothwendig, Sie auf die Unannehmlichkeiten aufmerksam zu machen, die Ihnen erwachsen würden, wenn Sie diese Zahlung verspäteten. Genehmigen Sie etc.

London, 20. Juni.’ 

„Ich steckte diesen Brief in die Tasche,“ fuhr mein Freund fort, „und geleitete meinen armen Onkel nach seiner letzten Ruhestätte. Wenige Tage danach bekam ich einen zweiten Brief, der ebenfalls auf seiner Postmarke das Bildniß Ihrer huldreichen britischen Majestät trug und diesmal direct an mich adressirt war. Er lautete:

‚Werther Herr!

Zu unserem schmerzlichen Bedauern empfingen wir durch unsern Pariser Correspondenten die betrübende Nachricht vom plötzlichen Hintritt Ihres Herrn Onkels. Der Verklärte hatte bei unserer Gesellschaft sein Leben versichert, und da Sie sein einziger Erbe sind, zeigen wir Ihnen an, daß wir, kraft unserer eingegangenen Verbindlichkeiten, die Summe von 8000 Frcs., als den Betrag der in Rede stehenden Versicherung, zu Ihrer Verfügung halten.

Dagegen ersuchen wir Sie, uns gefälligst die Summe von 99 Frcs. 75 Cts., welche der arme Dahingeschiedene uns noch für seine diesjährige Prämie schuldete, mit umgehender Post zukommen zu lassen.

 Empfangen Sie etc.

London, 24. Juni.‘

„Ich hatte natürlich nichts Eiligeres zu thun,“ erzählte mein Freund weiter, „als augenblicklich die verlangten 100 Francs weniger 5 Sous nach London abzuschicken, und seitdem –“

„Nun, seitdem?“ fragte ich neugierig.

„Seitdem,“ entgegnete mein Freund lachend, „warte ich noch immer, oder vielmehr ich warte nicht mehr, denn ich habe in Erfahrung gebracht, daß ich das Opfer einer geistreichen, aber durchaus nicht seltenen englischen Speculation geworden bin. Es giebt nämlich verschiedene kecke und verwegene Londoner – wahre Altmeister des Schwindels – die sich durch Agenten, die sie in Paris haben, von allen Todesfällen in Kenntniß setzen lassen, welche hier eintreten. Darnach richten sie nun ihre kleinen Manöver auf diese Weise ein, wie ich Dir soeben erzählt habe, und mein trauriges Beispiel beweist, daß ihr Schwindel zuweilen glückt. Wer Teufel möchte auch 100 Francs abschlagen, wenn Einem dafür 8000 in Aussicht gestellt werden?“

Hierauf trennten wir uns lachend. Ich aber fragte mich unwillkürlich, wenngleich täglich umschwirrt vom Pariser Schwindel, ob die Herren Engländer nicht, wie auf dem Gebiete der Reclame, auch im Artikel „Schwindel“ auch Ihresgleichen suchen?




„Ein Immortellenkranz auf ein Königsgrab.“ So lautet der Titel eines in Nr. 29 und 30 der Deutschen Blätter enthaltenen höchst interessanten Artikels über den verstorbenen König Wilhelm von Württemberg, auf den wir nicht verfehlen wollen, unsere Leser aufmerksam zu machen.

Die Redaction. 

Druckfehlerberichtigung. [in den genannten Seiten bereits berichtigt] In die in Nr. 28 veröffentlichte Skizze „Der Polarkreis“ haben sich nachstehende Druckfehler eingeschlichen:
Seite 441, 1. Spalte, Zeile 15 v. unten lese man Fogderie anstatt Fogdorin.

Seite 442, 1. Spalte, Zeile 6 v. oben lese man Uebersteuern anstatt Ueberstauen.

Seite 442, 1. Spalte, Zeile 25 v. unten lese man in Trondjem gekaufte anstatt „de Drontheim getaufte“.

Seite 442, 2. Spalte, Zeile 34 v. unten lese man Ravenelf anstatt Polarelf.

Seite 443, 1. Spalte, Zeile 1 v. oben lese man Bucht anstatt Luft. [dort steht schon richtig Bucht]

Seite 443, 2. Spalte, Zeile 28 v. oben lese man Torgattan anstatt Lorgallen.

Seite 443, 2. Spalte, Zeile 23 v. unten lese man Oxfind anstatt Oxfjord.


Für die braven Schleswig-Holsteiner

gingen ferner bei mir ein: 3 Thlr. 15 Ngr. Ferdinand und Emmy – 3 Thlr. 4 Ngr., ges. von Zerbster und Leipziger Freunden auf der kleinen Funkenburg bei Leipzig. – 6 Thlr. 15 Ngr. Turnverein in Taucha – 3 Thlr., ges. an einem fröhlichen Polterabend von F. u. G. – 3 Thlr. 11 Ngr. Strafgelder von den Blöding’schen Stammgästen in Leipzig – 15 fl. österr. von der Repser Liedertafel (Siebenbürgen) – 16 fl. rhein., Erlös einer Vorstellung des Knabenpensionats Herrn Louis Meyer zu Bakkau in der Moldau – 79 fl. 80 kr österr. Banknoten, 1 fl. österr. in Silber und 1 österr. Ducaten, Sammlung durch die in Teschen erscheinende Wochenschrift „Silesia“ – 5 Thlr., ges. von einer Kirmeßgesellschaft in Günselsberg bei Flöha in Sachsen – 2 Thlr. von H. S. und E. S. in Lemberg – 1 Thlr., Monatsbeitrag von A. – 6 Thlr. und 1 fl. rhein. vom Gesangverein in Immelborn – 1 Thlr. von H. in Rochlitz – 3 Thlr. von einer Gesellschaft in Frankenthal – 13 fl. österr. von einigen Schülern des Gymnasiums zu Budweis – 16 Thlr. (28 fl. rhein.) aus Untermaßfels bei Meiningen – 3 Thlr., ges. von 2 Zigeunerinnen an einem Liederkranzabend zu Löbau – 2 Thlr. 21/2 Ngr., ges. in der Mädchenclasse Ib. der mittleren Bürgerschule in Chemnitz – 4 Thlr. 71/2 Ngr., ges. vom Liederkranz in Ober-Rossina – 15 Thlr. 15 Ngr., Ertrag eines im Gasthofe zu Altenberg veranstalteten Gesangconcerts – 21 Ngr., Ertrag eines verloosten kleinen Geldstücks (Leipzig) – 6 Thlr. 15 Ngr., ges. bei einem Festmahle in Oberlungwitz – 5 Thlr. vom Verein von Schleswig-Holsteinern in Dresden – 4 Thlr. von H. in Mölbis – 3 Thlr. 15 Ngr. von den Primanern des Domgymnasiums zu Naumburg a/S. – 1 Thlr. 5 Ngr., mit dem Motto: „Der alte Fuhrmannshut“ – 4 Thlr., ges. unter einer heitern kleinen Tischgesellschaft in Frankenberg – 2 Thlr. 2 Ngr. vom Turnverein zu Markneukirchen – 5 Thlr., als das erste Drittel des für dieses Jahr bestimmten Beitrags von Adv. Morgenstern in Dresden – 10 Thlr. vom Gesangverein in Schkeuditz – 6 Thlr. 2 Ngr., ges. beim Schützenball in Zeulenroda – 2 Thlr. von zwei Damen in Eisfeld – 2 Thlr. 5 Ngr., Ertrag einer ersten Sammlung von dem Fabrikpersonal der Spinnerei zu Schweizerthal bei Burgstädt – 1 Thlr. vom Schafkopfclub in der Till’schen Restauration zu Volkmarsdorf – 1 Thlr. 16 Ngr. 2 Pf. aus österr. Galizien – 1 Thlr. 12 Ngr. von F. H-e in Saalfeld 10 Thlr. 10 Ngr. von Wunsiedel – 18 Thlr. 20 Ngr. (70 Francs) vom deutschen Arbeiterverein in Schwanden im Canton Glarus – 15 Thlr. von drei Schwestern – 40 Thlr. = 70 fl. rhein. Erlös einer von den Frauen im Bezirke Herbstein im Großherzogthum Hessen veranstalteten Verloosung – 34 Thlr., zweite Einsendung der Gesellschaft im goldenen Schwanen zu Fürth – 50 Thlr. von den Gesangvereinen „Einigkeit“, „Orpheus“, „Constantia“ und „Amicitia“ in Halberstadt – 100 Thlr. von einigen Deutschen in Moskau als zweite Sendung (die ersten 1100 Thlr. gingen an Miquel in Göttingen ab) – 24 Thlr. 2 Ngr. 1 Pf., Ertrag eines vom Sängerbund in Sebnitz am Osterdienstage veranstalteten Concerts – 60 Thlr. vom Männerturnverein in Zerbst – 39 Thlr. 10 Ngr., Ertrag einer Theatervorstellung im Turnerbund in Ulm.




Außerdem wurden mir an Schmuck- und ähnlichen Gegenständen weiter übersandt: ein gehenkelter Ducaten von einer deutschen Pfarrfrau in S. bei A. (Goldwerth drei Thaler) – ein silbernes 2/3 Thalerstück, wie dergleichen 1813 in Mecklenburg zur Bestreitung der dringendsten Kriegskosten aus dem auf den Altar des Vaterlands niedergelegten Silbergeräth geschlagen wurden – ein mit Granaten besetzter Armreif, eine goldene emaillirte Broche und eine kleine Korallenkette aus Schleiz – eine goldene Breguet-Uhrkette von drei Schwestern (Poststempel: Chemnitz) – eine große Korallenhalskette und zwei Korallenarmbänder – zwei silberne Haarnadeln und ein alter österreichischer Kronthaler – die Stickerei zu einem Ruhekissen und zwei holländische Gulden aus Holland – drei silberne Ankeruhren mit Secundenzeiger von den Arbeitern der Lang und Aßmann’schen Uhrenfabrik in Glashütte (die herzlichste, wärmste Anerkennung den wackeren deutschen Arbeitern!) – drei verschiedene Ringe von einem deutschen Mädchen.

Ernst Keil. 


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verschiedene: Die Gartenlaube (1864). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1864, Seite 480. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1864)_480.jpg&oldid=- (Version vom 4.12.2023)