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verschiedene: Die Gartenlaube (1864)

farbige Diamanten, welche gerade ihrer Färbung wegen die höchsten Summen erreichen.

Im russischen Schatze befindet sich ein rubinrother Diamant, welcher beim Ankauf mit 100,000 Rubeln bezahlt worden ist. Wäre er farblos, so würde er, da er nicht mehr als 10 Karat wiegt, kaum den zehnten Theil gekostet haben; das Bißchen Farbstoff, welches ihn um 90,000 Rubel theurer gemacht hat, wiegt nicht soviel als der Staub, den man täglich von einem Buche wischen kann.

August der Starke kaufte einen grünen Diamant für 60,000 Ducaten; wenn derselbe über Nacht einmal seine schöne Farbe verlöre, würde man nicht mehr soviel Thaler dafür geben, trotzdem daß man für einen Dreier mehr jenes Farbstoffes kaufen könnte, als der ganze Diamant enthält. Ganz unschätzbar aber ist der schöne blaue Diamant, welchen der Banquier Hope zur Londoner Ausstellung gegeben hatte. Er ist so groß wie die Hälfte einer kleinen wälschen Nuß und wiegt 44 Karat; gleich große farblose Steine würden einen Preis von etwa 200,000 Thaler erreichen, während sich für ihn, der um eine Stecknadelkuppe Farbstoff enthält, gar kein Preis angeben läßt.




Vorbereitungen zu einem Himmelsfeste. Wie die wissenschaftlichen Engländer eine große, kostspielige und kostbare Expedition zu Wasser und zu Lande machten, um die totale Sonnenfinsterniß vor sechs Jahren von dem günstigsten Punkte (in Spanien) aus zu beobachten und das offene, nach allen Seiten strahlende, bis jetzt unenthüllte Geheimniß des Sonnenlichtes zu erforschen, rüsten sie sich jetzt schon wieder zu einem der seltensten astronomischen Ormuzd- oder Sonnenfeste. Diese Festlichkeit wird erst in achtzehn Jahren am 6. December auf der Sonnenscheibe stattfinden. An diesem 6. December des Jahres 1882 wird nämlich die erste planetarische Nachbarin der Sonne, der göttliche Morgen- und Abendstern Venus, zur Sonne auf Besuch kommen, so daß sie die bewaffneten Augen der Himmelsforscher von gewissen Breitengraden der Erde aus über die Sonnenscheibe hinweggehen sehen können.

Der Präsident der astronomischen Gesellschaft in London, Professor Airy, der, wie die Gartenlaube bereits früher mittheilte, das Gewicht der Erde ermittelte, hat nun schon vor einigen Wochen seine Collegen und ganz England aufgefordert, Vorbereitungen zur Feier und Benutzung dieses seltenen, wichtigen Himmelsfestes zu treffen. Es sei durchaus nicht zu früh, meint er, da bei der Wichtigkeit dieses Ereignisses alle astronomischen Kenntnisse und Hülfsmittel, alle Genialität und Weisheit, die Ermittelung der geeignetsten Beobachtungsplätze und deren Ausrüstung nöthig sein würden, um mit einiger Wahrscheinlichkeit auf einen genauen Erfolg rechnen zu können. Dieser Erfolg, auf den man rechnet, bezieht sich auf die dann eintretende Möglichkeit, endlich die Entfernung zwischen Sonne und Erde genau zu messen. Dies weiß man nämlich jetzt in Folge wissenschaftlicherer Beobachtungen nicht mehr genau, obwohl das Maß dieser Entfernung Jahr aus Jahr ein in allen Schulen gelehrt und auswendig gelernt wird.

Das Mittel dieser bestimmteren Messung ist durch das Licht gegeben, dessen Geschwindigkeit man genau kennt. Da man nun auch jetzt schon auf’s Haar weiß, wo und in welcher Secunde Venus über die Sonnenscheibe zu wandern beginnt, genau weiß und schon in Zeichnungen anschaulich gemacht hat, welchen Weg sie über die Sonnenscheibe machen und wo und in welchem Augenblicke sie den äußersten Rand der Sonne verlassen wird, so hat man in Beobachtung des Schattens etc. und mit Berechnung der Zeit, die zwischen dem wirklichen und scheinbaren Ein- und Austritt verfließt, das Mittel, die Entfernung zwischen Sonne und Erde astronomisch genau zu erkunden. Da diese Entfernung gewissermaßen die astronomische Himmelselle für alle andern Entfernungen ausmacht, wird man ohne weitere Kenntnisse wenigstens ahnen, wie wichtig die genaue Ermittelung dieses Ellenmaßes sein muß.

Warum aber achtzehn lange Jahre vorher rüsten und vorbereiten?

Dies ergiebt sich aus dem Umstande, daß die besten Beobachtungsgegenden unter dem 65. Grade südlicher Breite, also unter dem Polarkreise des südlichen Eismeers, liegen werden. Professor Airy trägt also darauf an, daß zunächst eine große See-Expedition ausgerüstet werde, welche untersuchen soll, ob sich der 65. Grad und wo er sich am besten erreichen lasse, ob dort fester Boden für Beobachtungsstationen aufzufinden sei etc. Da diese Forschungen ungünstig ausfallen könnten, müsse diese oder eine andere Expedition in jenen eisigen Gegenden andere geeignete Beobachtungsstationen zu ermitteln suchen. Das erfordere viel Geld, Zeit, Mühe, Wissenschaft und Opfer, und deshalb sei es durchaus nicht zu früh, schon jetzt anzufangen.

Für uns, die wir keine Astronomen sind, hat diese weit voraussehende kühne Wissenschaftlichkeit kein besonders warmes Interesse; aber es ist schön und einen Culturstaates würdig, wie dies England vor allen andern ganz besonders häufig und mit reichen Mitteln gethan hat und noch thut, den Männern der Wissenschaft Schiffe und Geld und sonstige Staatshülfe für ihre Zwecke zur Verfügung zu stellen. Leider denken die Lenker unserer deutschen Staaten von der Wissenschaft minder hoch.




Zur Abwehr. Das Wochenblatt des Reformvereins richtet einen mit allerlei gehässigen Unterstellungen ausgeschmückten, anonymen Angriff gegen die im vorigen Jahre hier in’s Leben getretene Lotterie von Kunstgegenständen zu Gunsten nothleidender Schleswig-Holsteiner. Ein ähnlicher, wenn auch minder gehässiger Angriff, dessen Autor gleichfalls Gründe gehabt zu haben scheint, seine Person nicht an das Tageslicht treten zu lassen, ist in dem Börsenblatt für den Buchhandel enthalten. Der letztere hat bereits von dem jetzigen Concessionar der Lotterie seine Erwiderung gefunden. Der Angriff des Reformvereinsblattes hat mehr oder weniger zugleich eine persönliche Tendenz gegen die Mitglieder des unterzeichneten Comités, denen bestimmte Parteistellungen beigemessen werden.

Zur Steuer der Wahrheit gegen diese aus der Luft gegriffenen Angriffe werden folgende Thatsachen genügen.

Das unterzeichnete Comité hat diese Lotterie nicht unternomnien, steht derselben in allen seinen Mitgliedern persönlich gänzlich fern und ist überhaupt erst zusammengetreten, nachdem das Lotterieunternehmen von anderer Seite bereits in’s Leben gerufen und von der herzoglichen Staatsregierung geprüft und genehmigt war. Weder der ursprüngliche, noch der jetzige Concessionar sind Mitglieder des Nationalvereins, der Verlag des jetzigen Concessionars ist sogar ein dem Nationalverein entschieden gegnerischer! Das controlirende Comité steht zu der Lotterie in weiter keiner Beziehung, als in der der Controlübung, im Interesse der spielplanmäßigen Durchführung, also im Interesse der Loosabnehmer. Von den Mitgliedern des Comités ist ein einziges zugleich Mitglied des Nationalvereins und dieses ist, auf ihm ausgesprochenen Wunsch, erst nachträglich, nach Bildung des Comités, beigetreten. Ueberhaupt erscheint es, gegenüber dem wohlthätigen Zweck des Unternehmens, im hohen Grade beschränkt oder böswillig, hierbei die politische Parteistellung in Frage zu ziehen, geschweige gehässig auszubeuten.

An der Organisation hat das Comité nichts ändern können, es hat dieselbe, als es, dazu dringend ersucht, zusammentrat, in dem von Seiten der Staatsregierung genehmigten Spielplan diese Organisation bereits fertig vorgefunden. Wenn das Unternehmen für den Loosvertrieb mehr aufwenden muß, als im Interesse des eigentlichen Zweckes wünschenswerth ist und als vielleicht die von dem Reformvereinsblatt nicht angegriffene Kölner Dombaulotterie, unterstützt durch zahlreiche geistliche Agenten, zu verwenden nöthig hat, so liegt der Grund hauptsächlich in den gehässigen Angriffen, die den Loosabsatz fortwährend erschweren und so den Erfolg gefährden.

Coburg, den 23. October 1864.

Für das controlirende Comité zur Lotterie zu Gunsten nothleidender

Schleswig-Holsteiner.
Der Vorsitzende.
Oberländer, Bürgermeister.

Für die braven Schleswig-Holsteiner

sind neuerdings wieder bei mir eingegangen: 86 Thlr. 5 Ngr., ges. in der Schützenzunft zu Neubrandenburg – 5 Thlr., ges. bei dem Stiftungsfeste des Musikvereins zu Meerane – 3 Thlr. 201/2 Ngr., ges. bei einer Landpartie der „Erheiterung“ in Chemnitz – 2 Thlr. 10 Ngr., ges. in einem Leipziger Bootsverbande – 2 Thlr., ges. vom Ruderclub in Leipzig – 10 Thlr. 151/2 Ngr., ges. von den vereinigten Ruderbooten der Elster bei der Taufe der „Amazone“ – 5 Rubel als jährlicher Beitrag von einem Holsteiner in Finnland – 4 Thlr. von der Gesellschaft „Ewigjung“ in Lakehof – 10 Thlr., ges. am runden Tische bei F. Lorenz in Zwickau – 3 Thlr. 251/2 Ngr., ges. in der Gesellschaft „Sanssouci“ in Leipzig – 3 Thlr. 15 Ngr. von der Barnikow’schen Riege in Leipzig – 3 Thlr. von der Gesellschaft „Turnerfreundschaft“ in Gera – 4 Thlr. von einem Kränzchen junger Hausfrauen in Markneukirchen durch Bürgermeister Kuno Schweitzer – 32 Thlr. vom Turnverein in Bautzen – 24 fl. rhein. vom Turnverein in Mörstadt, ges. bei der Turnfahnenweihe – 10 Thlr. 14 Ngr. vom Turnverein zu Hirschberg in Schlesien – 11 Thlr., ges. im letzten Winter aus einem Maskenballe in der „Bürgererholung“ zu Gera – 20 fl. österr. von der Gesellschaft „Germania“ in Asch in Böhmen – 10 Thlr. von der Zschetzschingk’schen Riege in Leipzig – 6 Thlr. von A. R. in Leipzig – 1 Thlr. von F. H. – 5 Thlr. von einigen Mitgliedern der Schützengesellschaft in Lommatzsch – 10 Thlr. 7 Ngr., ges. bei einer Abendunterhaltung der Liedertafel zu Zwenkau – 4 Thlr. 15 Ngr., ges. bei Fritzen’s Abschied – 4 Thlr. von der Dienstagabendgesellschaft in Ruschbrunn.– 22 Thlr. vom Turnverein in Hirschberg in Schlesien – 1 Thlr. 3 Ngr., ges. in einer kleinen Gesellschaft im Löwen zu Eisenach – 6 Thlr., Ertrag einen vom Walsdorfer Liederkranze veranstalteten Concerts – 5 Thlr. 20 Ngr. (10 fl. rhein.), Ertrag einer musikal. Abendunterhaltung des Gesangvereins in Effelder bei Sonneberg in Thüringen – 2 Thlr. 1 Ngr., ges. bei einer Abendunterhaltung bei Riedel in Zwickau – 15 Thlr., ges. von jungen Kaufleuten im Bären zu Göttingen – 1 Thlr., Monatsbeitrag von A. – 20 Ngr. von Sophie in B… heim – 35 Thlr. 3 fl. rhein. (fl. 64.15.) von der Turngemeinde zu Ravensburg in Würtemberg – 1 Thlr. von einem deutschen Knaben im Erzgebirge – 3 Thlr., ges. vom Club „Krusemünt“ – 18 Thlr. 20 Ngr. (20 Rubel) von drei Deutschen in St. Petersburg durch A. G. – 1 Thlr., ges. in einem Kaufladen zu Sondheim v. d. Rhön – 1 Thlr. von Amalie T. in Chemnitz – 53 Thlr. vom Turnverein zu Zeulenroda – 8 Thlr., Ertrag einer Gesangunterhaltung in Ebersbach bei Löbau – 15 Ngr. von E. G. in Unterrißdorf – 3 Thlr. von einer vergnügten Abendgesellschaft zu Altoschatz – 2 Thlr., gelegentlich einer nicht zum Austrage gelangten Wette – 14 Thlr., ges. im Liederkranz zu Naunhof – 15 Thlr., Ertrag einer musikal. Abendunterhaltung zu Geithain – 100 Thlr., Ertrag einer von drei Leipziger jungen Damen, T. S., M. B., A. W., veranstalteten Lotterie – 16 Thlr., ges. bei einem Mittagsessen auf dem Schützenplatz in Meerane – 1 Thlr. von S. – 10 Thlr., weiterer Beitrag der Leipziger Liedertafel – 82 Thlr., Ertrag einer Lotterie in der Kaltwasserheilanstalt zu Alexandersbad – 11 Thlr. 18 Ngr. 2 Pfg., ges. von der Liedertafel zu Hildburghausen – 21 Thlr. von Sebnitz und Umgegend – 1 Thlr. von G. A. in Sebnitz – 14 Thlr., ges. in Coblowa bei Moskau – 10 Thlr., ges. in Oederan. Außerdem empfing ich ferner noch: eine goldene Schnalle von Frau Giesendörfer in Odessa – einen kleinen goldnen Ring von A. X.

Indem hiermit meine Sammlung für die braven Schleswig-Holsteiner schließe, danke ich herzlich für den so warm und nachhaltig bethätigten Brudersinn und behalte mir vor, sowohl von dem Erlös aus den mir zahlreich eingesandten Schmuckgegenständen, als von der Verwendung der Gelder Rechenschaft zu geben, soweit dieselben noch nicht nach Schleswig-Holstein abgeführt wurden und einstweilen bei der Leipziger Creditanstalt verzinslich angelegt sind.

Ernst Keil. 
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