Seite:Die Gartenlaube (1866) 824.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
verschiedene: Die Gartenlaube (1866)

Bretnagel eine Menge Verse, nebst dazu gehörigen Bildern, so zierlich und kunstvoll darauf einzugraviren, daß dieselben, theilweise nur durch das Mikroskop zu entziffern sind. Noch andere Becher sollen sich in Berlin, sowie in Wien, einer auch in der Gegend von Merseburg befinden; und außerdem trifft man in den Trenck’schen Gedichtsammlungen aus den Jahren 1767, 1786 und 1789 auf eine große Anzahl von Becherversen, die wahrscheinlich wieder anderen dergleichen Bechern angehört haben. In den Versen des einen Bechers finden sich Anklänge an die Verse eines anderen Bechers, oder es wiederholen sich auch einzelne Verse mit fast übereinstimmendem Wortlaute auf verschiedenen Bechern. Die folgenden Verse stehen unter anderen auf dem vom Könige Johann von Sachsen erworbenen Zinnbecher; sie lauten wortgetreu also:

„Mein Leser! wann Du mich auf diesem Becher siehst!
Frey, Edel, Menschlich denkst und Vorurtheile fliehst?
So wirst Du Stof für mich und Dich zum Denken finden.
Dann hilff dem Armen Trenck, Verläumder überwinden!
Ach forsche was mich drückt! Sprich, wo ich seufzend schweige!
Und reiche mir die Hand, eh’ ich zum Grabe steige!“

Eine genaue Beschreibung dieses Bechers giebt J. Petzholdt in einer kleinen Broschüre, welche vor Kurzem bei G. Schönfeld in Dresden unter dem Titel „Fr. v. d. Trenck’s Erzählung seiner Fluchtversuche aus Magdeburg“ erschienen ist. Wir erlauben uns nun, den Lesern der „Gartenlaube“ einige weitere Proben der auf dem Becher befindlichen Verse nebst den dazu gehörigen Bildern zu geben:

Eines der Bilder stellt Trenck in Ketten dar: vor ihm steht die Göttin der Vernunft mit einem Lichte.

Die dazu gehörigen Verse lauten wörtlich also: „Hier in meiner Trauer Höhlen, hält mir die Vernunft das Licht und mit Vorwurffs freyer Seelen, fehlt es mir an Großmud nicht. Will sogar kein Petrus sagen, daß er Gott im Leiden kennt; wie kann ich als Mensch denn klagen, wen ein Freund sich von mir trennt? wenn Verläumdung zaumfrey wütet: wenn der Trieb zur Welt mich nagt: wenn Cupido Schwermut brütet, bleibt mein Herz doch unverzagt. und weil das mich nicht verdammet, wird die Zeit mein Richter sein. Urtheil, das vom Pöbel stammet, macht mich weder schwarz noch rein, Unglück ist ja kein Verbrechen: Strafe schimpfft nicht, nein die That. Nur die kluge Welt soll sprechen, was der Trenck verdienet hat. Mancher trägt der Sklaven Last, der da sollte Ordens tragen: und den Kerker sollten plagen, der wohnt glücklich im Pallast. Wer in Fesseln edel denket, und im Unglück lachen kan, bleibt, wird gleich sein Recht gekränket, in sich selbst ein großer Mann.“ –

In dem Bilde zu den vorstehenden Versen, scheint Trenck seine Leidensgeschichte symbolisch dargestellt zu haben. Nimmt man es jedoch als symbolische Darstellung, so würde die weibliche Figur ohne Zweifel als die Prinzessin Amalie von Preußen zu denken sein, welche ihr Bruder Friedrich der Zweite durchaus mit einem mecklenburgischen Fürsten, dessen Wappen auf dem Bilde mit zu sehen ist, zu verheirathen gewünscht haben soll. –

Auf die Verse: „Ein faulles Pferd wird fett, und achtet nicht der Knüttel. Ein Mensch der sklavisch denkt, verdient den Sklaven Kittel. und meistens wohnet doch der Faulle im Pallast: schlägt den der fleißig ist, vermehrt der Sklaven Last. und ist ein asinus mit Excellenzen tittel,“ folgt ein Bild, welches eine Erntescene darstellt: ein beladener Wagen fährt über eine Schildkröte. Hierzu gehören folgende Verse: „Vor Gewalt hilfft kein Schild: Dieses lehrt der Schildkröt Bild. ihre Schale kann viel tragen, aber nicht beladne Wagen. Mensch wer du auch immer bist! glaub daß niemand sicher ist! denn wann wir am meisten prahlen, so zerbrechen unsre Schalen. Wann uns Glück und Klugheit deckt, hat der Neid den Zahn gebleckt. und wer wierd vor seinen Bissen, Schilde zu erfinden wissen!“

Solcher Bilder mit erklärenden Versen hat unser Trenck’scher Becher vierzehn.

Wie uns Herr Petzholdt berichtet, besitzt Herr Buchhändler O. A Schulz noch eine zweite Trenck’sche Gefängnißbibel, die der unglückliche Gefangene ebenfalls zu Aufzeichnungen mit seinem eigenen Blute benutzte. Trenck begleitete die in dieser Bibel enthaltenen Mittheilungen mit einem von ihm selbst verfaßten Register; wir machen hier nur auf folgende Stücke aufmerksam: 1. „Französischer Brief an Ihro Königliche Hoheit die Prinzessin Amalia“; 2. „Französ. Brief an Ihro Majestät den König“; 3. „Lateinische Anrede an den Leser“; 4. „Der gefangene Damon an Doris“; 5. „Neujahrswunsch an Ihro königl. Hoheit die Prinzessin Amalie“; 6. „Satyrische Erzählung von dem Geschick der Frau Justitia“ etc. Für diese Bibel fordert der gegenwärtige Besitzer vierhundert Thaler.

Das grausame Geschick Trenck’s erhält noch immer in den weitesten Kreisen die Sympathien für ihn wach, und sein Tod durch die Guillotine giebt seinem vielbewegten Leben ein tragisches Ende.

R. D.




„Die Schweden kommen!“ (Zu der Illustration Seite 817.) Vor einigen Wochen schon haben wir Veranlassung genommen, unseren Lesern eine neue literarisch-artistische Erscheinung, das „Album deutscher Kunst und Dichtung, herausgegeben von Friedrich Bodenstedt“, zu empfehlen; wir kommen heute noch einmal auf das Prachtwerk zurück, um noch eine dritte seiner Illustrationen in weiteren Kreisen bekannt zu machen. Es ist ein Blatt von Adolph Menzel, dem rühmlichst genannten Berliner Historienmaler, welcher sich die Darstellung der großen Momente und Gestalten aus der preußischen Geschichte zur Lebensaufgabe gestellt und insbesondere den zweiten Friedrich und seine Generale dem Publicum in einer Anzahl von lebensvollen und charakteristischen Zeichnungen und Gemälden vorgeführt hat. Vorwurf und Scene unsers Bildes, auch eine Episode aus der preußischen Geschichte, das Anrücken der Schweden vor der Schlacht von Fehrbellin, kennzeichnen am besten die nachstehenden Verse aus dem Gedichte Julius Rodenberg’s, welches das Kunstblatt begleitet:

„Die Schweden kommen!“ All’ im Schloß hat dieser Schreckensruf
Geweckt; schon zu vernehmen meint man ihrer Rosse Huf.
„Flink, flink an’s Werk! mit Hab’ und Gut, bergt, was ihr bergen könnt –
Ja, lieber in den Brunnen, als daß ich’s dem Schweden gönnt’!“
Da schleppt die Magd, da schleppt der Knecht, da fügt sich Hand an Hand,
Da räumt man Kist’ und Kasten aus, da leert man Tisch und Wand;
Da rückt man hin, da rückt man her, da geht’s treppauf, treppab,
Da bringt man Stroh, da schaufelt man, als grübe man ein Grab,
Und wo die Treppe nicht mehr reicht, da setzt man Leitern an,
Hinunter in den Keller tief, so tief man immer kann;
Denn sicher vor dem Schweden ist ja nichts – – – –




Nicht zu übersehen!


Mit dieser Nummer schließt das vierte Quartal und der vierzehnte Jahrgang unserer Zeitschrift. Wir ersuchen die geehrten Abonnenten ihre Bestellungen auf das erste Quartal des neuen (fünfzehnten) Jahrgangs schleunigst aufgeben zu wollen.




Es gereicht uns zu freudiger Genugthuung anzeigen zu können, daß mit der nächsten Nummer, welche den fünfzehnten Jahrgang unserer Zeitschrift eröffnet, diese in der sowohl in Deutschland als in England und Frankreich bisher unerhörten Auflage von

mehr als 200,000 Exemplaren

vor die deutsche Leserwelt treten wird, nachdem sie ihren gegenwärtigen Jahrgang heute mit einer Abonnentenzahl von 177,000 vollendet. Diese Ziffer möge für uns sprechen; sie wird bekunden, ob es uns gelungen ist, den Ansprüchen gerecht zu werden, welche das Publicum an ein Blatt wie das unsrige zu stellen berechtigt ist.

Unsere Mitarbeiter sind nach wie vor die altbewährten, darunter viele der ersten Namen aus der deutschen Schriftstellerwelt; es sind u. A. die Herren R. Benedix, Berlepsch, Beta, Bock, Brehm, Brunold, Albert Fränkel, Fr. Gerstäcker, G. Hammer, Paul Heyse, G; Hiltl, Fr. Hofmann, E. Marlitt, A. Meißner, Melchior Meyr, Prof. Richter, Max Ring, Carl Ruß, Joh. Scherr, Levin Schücking, Heman Schmid, Schulze-Delitzsch, Albert Traeger, Temme, Carl Vogt, L. Walesrode, Fr. Wallner, M. M. v. Weber, die Damen M. von Humbracht, E. Polko etc., von deren Beiträgen für das nächste Semester hier nur einige wenige angeführt seien, die zunächst zum Abdruck gelangen werden.

Die Herrin von Dernot. Novelle von Edm. Höfer. – Das Geheimniß der alten Mamsell. Erzählung von E. Marlitt, Verfasser der „Goldelse“. – Rousseau und sein Oberster. Von Levin Schücking. – Die Brautschau. Von Herman Schmid.

Ein Künstlerbesuch beim Alten in Weimar. Von Professor J. C. Lobe. Mit Illustration von E. Döpler. – Rom am Rhein. Ein Zeitbild. – Bilder aus dem Thiergarten. Von Brehm. Die Steppenhunde. Mit Illustration. – Vom alten Pfuel. – Pariser Briefe. Von H. A. Berlepsch. – Glückliche Menschen in Palast und Hütte. Illustrationen nach C. Böttcher in Düsseldorf. – Eine gräfliche Büßerin. Charakterskizze nach dem Leben. Mit Portrait. – Der Dresdener Schanzenwall. Mit Abbildung aus der Vogelschau. – Aus Heinrich Zschokke’s Gemüthswelt. Ungedruckte Briefe vom Verfasser der „Stunden der Andacht“. – Im Malkasten. Skizze aus der Düsseldorfer Künstlerwelt. Mit Illustration von Chr. Sell. – „Die Lucca singt.“ Mit Illustration. – Aus Goethe’s Vaterhaus. Mit vielen Illustrationen. – Im Berliner Telegraphenamt. Von G. Hiltl. – Aus der Pariser Weltausstellung. Berichte und Bilder vom Specialcorrespondenten der Gartenlaube. etc.

Leipzig, im December 1866.

Redaction und Verlagshandlung.




Nicht zu übersehen!


Für diejenigen Abonnenten, welche sich die Gartenlaube einbinden lassen, sind durch uns auch zum Jahrgang 1866 höchst

geschmackvolle Decken

nach eigens dazu angefertigter Zeichnung zu beziehen. Alle Buchhandlungen sind in den Stand gesetzt, dieselben zu dem billigen Preise von 13 Ngr. zu liefern.

Die Verlagshandlung.



Verantwortlicher Redacteur Ernst Keil in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1866). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1866, Seite 824. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1866)_824.jpg&oldid=- (Version vom 14.2.2021)