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verschiedene: Die Gartenlaube (1868)

Die Verfasserin von „Goldelse“ und „das Geheimniß der alten Mamsell“.
Nach einer Photographie von Chr. Beitz in Arnstadt, im Besitze des Redacteurs der Gartenlaube.


allen den Gefahren, denen sie ausgesetzt war, bis er fühlte, daß er nichts zu thun vermöge, als sich ganz auf den Officier zu verlassen und ihm in Allem mit dem unbedingtesten Vertrauen zu folgen. Der Officier forderte, seine Tochter, sein einziges Kind für das Gelingen der Unternehmung. Mochte er es nehmen – mochte es so sein … es ging ja nicht anders – der Inspector mußte sein Kind ziehen lassen im Schutze Gottes und des Mannes, den sie liebte; er konnte nichts thun, als den Himmel anflehen, daß er sie geleite auf dem gefährlichen Wege!

Aber wo blieb Elise heute? Es wurde Abend, es wurde dunkel und sie kam nicht zurück. Steitz erhob sich endlich beunruhigt und hüllte sich in einen Mantel gegen das rauhe Wetter, um ihr auf dem Wege zur Stadt entgegen zu gehen. Er hatte draußen. noch das Ende des Bowlinggreens nicht erreicht, als er wahrnahm, daß er nutzlos sich beunruhigt. Er sah zwei dunkle Gestalten, die eines Mädchens und die eines Mannes, zusammen stehen, an der Stelle des Weges, wo sich der Pfad zu des Inspectors Wohnung abzweigte; als er näher kam, erkannte er Elisen an ihrer Stimme.

„Wenn mein Vater es will, so werde ich es thun, Wilhelm,“ flüsterte sie eben, „und dann, dann magst auch Du es thun! Ich würde nicht dulden, daß Du Dein Leben gefährdetest, um aller Schätze der Welt willen nicht. Ich würde es nun und nimmer dulden. Ich würde Deine Mutter auffordern, Dich zu hindern, es Dir zu verbieten.“

„Dein Wort würde genug sein, mich davon abzuhalten, Elise,“ fiel Wilhelm ein, „das weißt Du!“

„Ich weiß es, aber wenn mein Vater es will, so werde ich gehen“, fuhr sie fort, „und dann wirst Du mit mir sein – Du hast dann das Recht bei mir zu sein, Wilhelm, denn wir haben uns geschworen und gelobt, uns anzugehören, und wo Einer von uns in Noth und Gefahr ist, da darf er nicht allein, da muß er verlangen, daß auch der Andere sei bei ihm zu seinem Schutz und seiner Hülfe.“

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verschiedene: Die Gartenlaube (1868). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1868, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1868)_021.jpg&oldid=- (Version vom 2.10.2021)