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verschiedene: Die Gartenlaube (1868)

inzwischen ihre Meinung geändert; kurzum, die preußische Regierung lehnte am Ende des Jahres 1866 die Ausführung des Unternehmens für die nächste Zeit entschieden ab.

Die Matrosen der deutschen Nordpol-Expedition in ihrer Winterkleidung.
Nach einer Photographie.
Johann Werdelmann (aus Neufahr bei Vegesack), Schiffszimmermann.
Camp Wagener (Norden, Ostfriesland), Matrose.
Friedrich Rössing (Emden), Matrose.
Paul Tilly, (Preuß. Minden), Matrose.
Daniel Heinrich Büttner (Bremen), Matrose.
Peter Iversen (Apenrade?), Matrose.
Gerhard de Wall (Delfyl, Holland), Matrose.

Aber noch einmal schien die Hoffnung zu leuchten. Der hochherzige Schiffseigenthümer Rosenthal zu Bremerhaven stellte im Sommer des Jahres 1867 seinen neuerbauten, für die Eisschifffahrt eingerichteten Schraubendampfer unentgeltlich für den Dienst einer Nordpolexpedition zur Verfügung. Petermann mußte nun allerdings die Grenzen seines Unternehmens etwas enger ziehen. Nur dieser eine Dampfer konnte zur Verwendung kommen. Dieser aber sollte einen Theil der Gesellschaft an der Ostküste Grönlands aussetzen, um auf Booten den noch völlig unbekannten Verlauf dieser Küste nach Norden verfolgen zu lassen, während der andere Theil mit Hülfe der Dampfkraft versuchen sollte, das Eis im Norden Spitzbergens zu durchbrechen. Nur etwa noch sechszigtausend Thaler waren für die Ausführung dieses Unternehmens erforderlich, und gerade über eine ähnliche Summe, die aus den einst vom deutschen Volke gesammelten Flottengeldern herrührte, hatte in Kurzem der in Auflösung begriffene Nationalverein zu verfügen. Aber die Generalversammlung des Nationalvereins beschloß am 12. November 1867, diese Gelder nicht dem ersten deutschen Unternehmen zur See, sondern einer Invalidenstiftung zu überweisen.

Für eine deutsche Nordpolfahrt in großartigerem Maßstabe war jetzt jede Hoffnung geschwunden. Petermann aber verlor den Muth nicht. Statt wieder geduldig zu warten und abermals sein Unternehmen den Wellen des Zufalls anzuvertrauen, beschränkte er seinen Plan auf das äußerste Maß und entschloß sich, ungesäumt auf eigene Gefahr hin zur Ausführung zu schreiten. Bald waren die geeigneten Führer gefunden, bald war auch ein Schiff angekauft, freilich ein kleines norwegisches Segelschiff von nur achtzig Tonnen Gehalt, aber stark und fest, wie es der Kühnheit des Unternehmens entsprach. Das Schiff wurde ausgezimmert und verstärkt, die Mannschaft wurde geworben, Ballast, Proviant und Wasser eingenommen. Erst dann, als die Expedition gesichert, das Schiff zum Auslaufen bereit war, wandte sich Petermann an die deutsche Nation mit der Aufforderung, ihm die erforderlichen Mittel zu gewähren. Sein Vertrauen hat ihn nicht getäuscht. Reiche Beiträge sind gespendet worden, in erster Linie die Ehrengabe König Wilhelm’s und nicht in letzter die Opfer der deutschen Studenten. Reichere Gaben werden folgen. Jetzt schwankt die „Germania“ – so hat man das Schiff getauft, das die erste deutsche Expedition trägt – auf den Wogen des rauhen Polarmeeres; schon ist eine flüchtige Kunde von seinen ersten wilden Kämpfen zu uns gelangt. Das Eis ist schwierig, so lautet jene Kunde vom 16. Juni.

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verschiedene: Die Gartenlaube (1868). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1868, Seite 541. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1868)_541.jpg&oldid=- (Version vom 23.11.2020)