Seite:Die Gartenlaube (1868) 720.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
verschiedene: Die Gartenlaube (1868)

und mit Benzoetinctur versetztes Rosenwasser. Preis 24 Kreuzer, Werth kaum 3 Kreuzer. – 15) Mittel gegen Sommersprossen und andere Hautflecke von Solbrig in München, ist erhalten durch Ausziehen von weißer Nießwurz, Arnicawurzel, Bertramwurzel, Styrax calamita mit Alkohol. Nach der Filtration wird zugesetzt: Bergamott- und Citronenöl. Preis 24 Kreuzer, Werth 8 Kreuzer. – 16) Salbe gegen Sommersprossen aus Wien, ist durch Behandeln von Olivenöl mit salpetersaurer Quecksilberoxydullösung bereitet. – 17) Tannin-Balsam-Seife von Hülsberg in Berlin, gegen Hautflecken aller Art, ist gewöhnliche Seife mit einem Zusatz von gepulvertem Talkstein und Fichtennadelextract. Preis 10 Sgr., Werth kaum 2 Sgr. – 18) Pariser Waschpulver, welches die Haut zart und schön erhalten soll, ist Reisstärkemehl mit einem kleinen Zusatz von gepulverter Seife. – 19) Kummerfeldt’sches Waschwasser ist eine wässerige Lösung von Kampher mit gepulvertem Schwefel. Preis 4 Gulden, Werth 6 Kreuzer. – 20) Griechisches Wasser ist ein aromatisches Wasser, worin weißes Quecksilberpräcipitat. – 21) Glycerin-Hautbalsam, ein Gemisch aus 100 Theilen Glycerin, 120 Theilen Pomeranzenblüthenwasser, 1 Theil Neroliöl und 1 Theil Bittermandelöl. – 22) Lucia-Waschwasser von Wilhelm in Neunkirchen und Büttner in Gloggnitz, zur Erhaltung der Schönheit und Feinheit der Haut, besteht aus 1/30 Loth Borax, 1/4 Loth Glycerin und 41/2 Loth destillirtem Wasser. Preis 20 Sgr., Werth 7 Pfennige. – 23) Quintessence balsamique du Harem, zur Erhaltung der Schönheit und Jugendfrische. Von dieser Wunderessenz kostet eine Portion von etwa 8 Loth 31/5 Thlr. in einem blauen türkischen Milchglas-Flacon und 1 Thlr. 18 Sgr. in einem gewöhnlichen Glase, ist aber mit 8 Sgr. reichlich bezahlt. Sie besteht aus Perubalsam (1/3 Loth), Lavendelöl (1/6 Loth), Kampher (1/120 Loth) und starkem reinen Spiritus (8 Loth). – 24) Oschinsky’s Gesundheits- und Universal-Seife, welche 10 Sgr. kostet und kaum 1 Sgr. Werth hat, ist ein Gemisch aus Seife, Wachs, Harz, Fett (Palmöl), Wasser, etwas Lavendel- und Rosmarinöl. – 25) Dr. Hudson’s Schönheits-Pasta der Venus, Wien bei Karl Polt, ist eine nichtsnutzige und ganz gewöhnliche Pomade (aus Wachs, Stearin, Glycerin, Ricinusöl, Schwefel und wohlriechenden Oelen), von welcher 3 Loth 11/3 Thlr. kosten, und welche bei Schönheitsfehlern das Ueberraschendste leisten soll. – 26) Pulcherin, in Wien zu haben, soll eine zarte, feine Haut und ein frisches, gesundes Colorit erzeugen, ist ein Schwindel sonder Gleichen und nur ein schwacher spirituöser Auszug aus einer seifigen Substanz mit etwas Zimmt- und Rosenöl parfümirt. Ein Fläschchen mit kaum 4 Loth kostet 80 Kreuzer österreichisch und ist mit 10 Kreuzer schon hoch genug bezahlt. – 27) Die Venus-Roma-Pasta (von Polt und Gruber) sind nichtsnutzige Gemische von Schweinefett, Cacaoöl, Seifenpulver, Glycerin, arabischem Gummi, Storax oder Benzoe. – 28) Neapolitanisches Waschwasser, angeblich ein unvergleichliches Toilettenmittel, enthält Kampher, Benzoeharz und Borax und kostet sechs Mal mehr, als es werth ist. – 29) Vetorinischer Balsam von Mizerski, unfehlbar gegen alle Hautkrankheiten, ist ein Gemisch aus Arnicatinctur mit starkem Weingeist und einer Menge flüchtiger Oele, nebst etwas Tolubalsam und Elemiharz. Preis 1 Thlr., Werth 6 Sgr. – 30) Dr. Kimball’s amerikanisches patentirtes Sommersprossenwasser ist eine völlig nutz- und werthlose Flüssigkeit (Auflösung von essigsaurem Kali in Wasser und etwas Spiritus mit Rosenöl); es kostet 10 Sgr. das Fläschchen mit 3 Loth.

Ausführlicheres über Geheimmittel findet man in „Dr. Wittstein’s Taschenbuch der Geheimmittellehre“ und in den „Industrie-Blättern“ von den DD. Hager und Jacobsen.

Die wunderthätige Homöopathie heilt natürlich alle Schönheitsfehler und Leiden der Haut mit innern Nichtsen, und dabei hat man bei demselben Uebel stets die Auswahl zwischen einer recht netten Anzahl von Mitteln. So können z. B. Sommersprossen nach Lutze ebenso durch Kalkerde, Kali, Bärlapp, wie durch kohlensaures Natron und Phosphor vertrieben werden. Leberflecken heilt nach Müller in den meisten Fällen die Sepia (Tintenfisch), und Sommersprossen sind bei übermäßigem Auftreten durch den innern Gebrauch von Bärlapp oder Nießwurz zu verjagen. Dagegen empfiehlt Hirschel zum innern Gebrauch bei Leberflecken Bärlapp, Salpetersäure, Tintenfisch und Schwefel, bei Sommersprossen außer den eben genannten Mitteln auch noch Graphit, Phosphor und Nießwurz. – Bei Mitessern hilft nach Goullon Schwefel abwechselnd mit Kieselerde. Nun, schlechte Haut was willst du noch mehr?

Von sympathetischen Curen läßt sich natürlich ebensoviel wie von den homöopathischen erwarten. – Finnen bestreiche man mit Blut von einer weißen Henne und lasse es trocknen; bei Hühneraugen und Leichdornen nehme man eine schwarze Waldschnecke, am besten bei abnehmendem Monde, lege sie so lange darauf, bis sie todt ist, und vergrabe sie dann; auch soll das Auflegen eines gespaltenen Herings und vom Gehirn eines schwarzen Raben gut sein. – Bei Sommersprossen wasche Dich bei abnehmendem Monde mit Thau, ohne jedoch ein Wort dabei zu sprechen, oder bestreiche sie mit Froschlaich und schwarzen Waldschnecken. Auch vergehen sie, wenn man am Charsamstage, sobald man die Glocken zum ersten Male ertönen hört, zum Wasser eilt und das Gesicht wäscht. Oder: wenn man am Palmsonntage über das Gesicht mit einem ganz jungen, eben ausgekrochenen Täubchen streicht. Oder: gehe im Mai heimlich in einen Birkenwald, bohre in eine Birke ein Loch und wasche Dich mit dem ausfließendem Safte, aber sprich ja nicht dabei. Oder: man wasche sich mit der Milch einer Stute, die zum ersten Male geboren hat, aber bevor sie noch das Füllen gesäugt hat; auch kann man sich mit dem Blute der Schwalbe waschen, die man im Frühjahr zuerst sieht. Ein sehr gutes Mittel gegen Sommersprossen soll auch sein, wenn man dieselben mit kleingestoßenen Krebseiern beschmiert und, wenn sie trocken geworden, mit Schweinsmilch abwäscht. – Bei Flechten reibe man Freitags die kranke Stelle mit Asche und sage: „Die Flugasche und die Flechte die flogen wohl übers Meer, die Flugasche kam wieder, die Flechte nimmermehr.“ – Bei Warzen und Geschwülsten in der Haut ziehe man die linke Hand eines verstorbenen Familiengliedes darüber hin. Oder: man zählt die Warzen stillschweigend mit dem Zeigefinger und sieht dabei in den Vollmond; oder: man beschmiert die Warzen bei abnehmendem Monde mit frischem ungesalzenem rohem Speck und vergräbt diesen unter eine Dachtraufe. Man werfe so viel Erbsen in den glühenden Backofen, als man Warzen hat, springe aber sogleich weg, damit man nicht prasseln hört, sonst werden sie ärger. Man lasse sich die Warzen von einem Andern zählen, dann bekommt sie dieser. Man mache so viel Knoten an einen Faden, als man Warzen hat, und lege diesen Faden vor Sonnenaufgang in einen Brunnen; wer zuerst plumpt, bekommt die Warzen. – Muttermäler lassen sich durch öfteres Bestreichen mit der Hand eines im Sarge liegenden Kindes oder dadurch vertreiben, daß man ein Stückchen rohes Rindfleisch nimmt, dieses einer frischen Leiche unter die rechte Achselgrube legt, dort vierundzwanzig Stunden liegen läßt, dann einige Stunden auf das Mal bindet und schließlich vergräbt. – Gegen Frostschäden hilft, wenn man bei abnehmendem Monde einen Hering spaltet und auflegt, oder wenn man Gehirn von schwarzen Raben oder Krähen auflegt. Bock.     




Blätter und Blüthen.


Frauen-Emancipation. Der Artikel über Emancipation der Frauen in Nr. 39 der Gartenlaube scheint im Lager der Damen böses Blut gemacht zu haben. So lange das nun allein solche betraf, gegen die er geschrieben worden, hatte es nichts zu sagen, aber er ist auch von anderen Seiten vollkommen falsch verstanden worden, und nur deshalb, und nicht etwa um einige gereizte Entgegnungen zu berichtigen – denn die Sache ist zu ernst, um Scherz damit zu treiben – mögen diese wenigen Zeilen zur Erläuterung dienen.

Weder der Verfasser des Artikels noch die Redaction der Gartenlaube haben je daran gedacht, dem Streben der Frauen entgegenzutreten, welche dahin arbeiten, weit mehr, als das bisher geschehen ist, für sie passenden Wissenschaften und Erwerbszweigen sich zuzuwenden, und auch als Unverheirathete eine selbstständige und geachtete Stellung im Leben einzunehmen. Kein vernünftiger Mann wird ihnen darin im Wege stehen, sondern im Gegentheil Alles thun, um solche Bemühungen zu fördern und ihnen einen günstigen Erfolg zu sichern.

Solchen Frauen wird auch nie der Schutz jedes braven Mannes fehlen.

Der Artikel war nur gegen die Emancipation der Frauen geschrieben, wie sie jetzt in Amerika und England auftritt und in Deutschland ebenfalls ihre Verfechterinnen hat, besonders aber gegen diejenigen Damen, welche sich gern in Politik mischen, wählen und wählbar sein wollen und dadurch das ganze Verhältniß auf den Kopf stellen, in welchem jetzt die Frau naturgemäß in der Gesellschaft aller Culturvölker steht.

Solche Frauen werfen dann auch die Weiblichkeit ab, die bis dahin ihre schönste Zierde war – sie passen nicht mehr in die Häuslichkeit, weder als Frauen noch als Mütter, und solchen gegenüber vertritt sowohl der Verfasser des Artikels wie auch die Redaction ganz entschieden das in Nr. 39 Ausgesprochene. Fr. Gerstäcker.     



Für die Wasserbeschädigten in der Schweiz

gingen ferner bei uns ein: E. K. in Lehesten 4 Thlr.; S. L. in Schwerin 2 Thlr.; Panzner jun. in Glauchau 10 Thlr.; Thury aus Genf 5 Thlr.; B. in Dippoldiswalde 2 Thlr.; Lewy-Hoffmann und Marie L. H. in Kötzschenbroda 3 Thlr.; Advocat Thiel in Bautzen 3 Thlr.; Sammlung des Gesangvereins Harmonia in Sebnitz 3 Thlr. 2 1/2 Sgr.; Alex. Wiede in Leipzig 15 Thlr. 0 Summa 46 Thlr. 2½ Sgr. Die Redaction.     


Inhalt: Das Erkennungszeichen. Novelle von A. Godin. – Aus der schwäbischen Dichterwelt. Von G. Arnold. Mit Abbildung. – Die Staßfurter Salzlager. Von Professor Dr. K. Birnbaum. – Rückblicke auf meine theatralische Laufbahn. Von Franz Wallner. 1. Ein Verlorener. – Ein Zugstück der Thiergärten. Von Brehm. Mit Abbildung. – Curir-Schwindeleien. Ueber Haut- und Schönheitsmittel. Von Bock. – Blätter und Blüthen: Frauen-Emancipation. Von Fr. Gerstäcker. – Für die Wasserbeschädigten in der Schweiz.



Verantwortlicher Redacteur Ernst Keil in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1868). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1868, Seite 720. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1868)_720.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)