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verschiedene: Die Gartenlaube (1868)


Ihre Gabe auszusprechen, wenn ich gleich außer Stande bin, sie anzunehmen.“

„Ich verstehe Sie nicht!“ sagte Helene, ihn fassungslos anblickend.

„Doch, gnädige Frau! Lassen Sie uns offen gegen einander sein – wir bedürfen dessen Beide! Nicht jeder Frau gegenüber würde ich eine mündliche Unterredung dem schriftlichen Aussprechen über so zarte Punkte vorgezogen haben, aber von Ihnen weiß ich, daß Sie groß und frei genug denken, um sich zu Dem, was eine große und freie Empfindung Ihnen zu thun gebot, auch zu bekennen. Empfangen Sie mit meinem tiefsten Dank hier das Pfand Ihrer Freundschaft für mich zurück – ich habe es für meine Pflicht gehalten, auch Ihre Briefe beizufügen.“

„Meine Briefe?“ stammelte Helene in größter Aufregung, „das muß – geben Sie!“

(Schluß folgt.)




Ein einsames Grab im Norden.

Conradin Kreutzer’s Ruhestätte auf dem Friedhof in Riga.

Nicht von archäologischen Forschungen, nicht von aufgefundenen Hünengräbern und Thränenurnen, auch nicht von dem sagenumwobenen tausendjährigen Grabe eines Nordlandshelden will ich erzählen. Nein, das Grab im Norden, welches ich meine, steht mit seinen geweihten Aschenresten unserm Herzen näher als alle nordischen Mythen. Es ist die Ruhestätte eines deutschen Sängers, dessen Lippen einst überströmten in blühender Sangesfülle, dessen holde Weisen unsterblich im deutschen Volksmunde fortklingen.

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verschiedene: Die Gartenlaube (1868). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1868, Seite 773. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1868)_773.jpg&oldid=- (Version vom 21.11.2021)