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verschiedene: Die Gartenlaube (1868)

Fig. 5

Vom Doppelbogen kommen wir zum dreifachen Bogen (Fig. 5). Man beginnt ihn gleich dem Doppelbogen: R. V. A. und R. R. E. und R. V. A. und so fort. Diese Figur wird besonders in London, Glasgow, Quebec (Canada) und in Halifax (Neuschottland) gefahren und bis zum fünf-, ja neunfachen Bogen mit demselben ausgedehnt, entweder gerade aus (Fig. 6) oder im Kreis (Fig. 7), wie bereits im vorigen Jahr dargestellt wurde.

Fig. 6

Bei günstigem Wind und auf hartem, spiegelglattem Seeeis gelang es im vorigen Winter einen zwölffachen Bogen mit einem Fuß zu machen.

Fig. 7       Fig. 8      Fig 9

In England und Amerika liebt man sehr Tänze aufzuführen, wobei vier Personen stets zwei oder dreifache Bogen fahren. Mit der alten Art von Schlittschuhen, deren Eisen vor dem Absatz endigten, kann man dem Dreibogen die Form eines Doppel-E (Fig. 8) geben.

Dieselbe Art von Schlittschuhen ist nöthig, um das Absatzdrehen (Fig. 9), welches man bis zu sechs bis acht Mal zuwege bringen kann und worin man wieder in Nancy und in Canada excellirt, hervorzubringen.

Fig. 10

Hierher gehört noch eine Figur, welche der Präsident des Glasgower Schlittschuhclubs, Georg Anderson, anführt, die ich selbst aber noch nicht gelernt habe, da es mir nicht gut möglich war, aus der concentrischen Richtung der Spirale wieder herauszufahren (Fig. 10).

Ebenso muß ich gestehen, daß mir Fig. 11, welche nach Anderson in Canada exercirt wird, unbekannt ist.

Fig. 11

Wir gehen nun zu einer anderen Bewegung über, der Combination von zwei Bogen in derselben Richtung in Gestalt des lateinischen S. Um diese Figur auf das Eis zu schneiden, beginnt man mit einem Bogen L. V. A., wirft dann den rechten Fuß so weit als möglich vorwärts und dann rasch ebenso weit rückwärts. So kommt man in den inneren Bogen. Diese Bewegung mehr entwickelnd kommt man zum Doppelkreise oder der Acht (Fig. 12).

Fig. 12

Sehr schön ist diese Bewegung abwechselnd mit dem rechten und linken Fuß ausgeführt, nach Art des „Holländerns“.

Fig. 13

Aus dem S wird fortgesetzt die Schlangenlinie (Fig. 13), welche auch das Glasgower Schlittschuhbuch aufführt. Diese Bewegung führt zu einer überaus ansprechenden Figur, der Combination des einfachen Bogens mit dem S (Fig. 14 und 15), welche, je nachdem man den Bogen mehr oder weniger dem Kreis nähert, anmuthigere Gestalt gewinnt.

Fig. 14

Fig. 15

Ueberaus schwierig, kühn und das Auge fesselnd sind die Combinationen dieser Figuren mit multiplicirten Bogen; sei es, daß man das S mit dem dreifachen Bogen beginnt, oder endigt, oder einen solchen an beiden Enden desS zieht; jede Figur je auf einem Fuß (Fig. 16, 17 und 18).

Fig. 16

Verwegen nimmt es sich aus, wenn man in raschem Kraftschwung die Figur 18 mit dem einen und die Figur 17 dann mit dem andern Fuß fährt.

Fig. 17

Im vorigen Winter gelang es einmal unter günstigen Umständen, die Figur 18 in doppelter Länge, d. h. im Ganzen mit fünfzehn Bogen auf einem Fuße darzustellen.

Fig. 18

Eine der schwierigsten und schönsten Figuren, welche weder in Canada noch in England bekannt zu sein scheint, ist die Doppelspirale (Fig. 19). Obgleich eigentlich nur aus einem verlängerten S bestehend, darf sie doch als das Meisterstück der Schlittschuhfahrkunst betrachtet werden.

Fig. 19



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verschiedene: Die Gartenlaube (1868). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1868, Seite 824. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1868)_824.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)